Mögliche Neuwahlen:Klitschko will Präsident der Ukraine werden

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Oppositionspolitiker mit Schlagkraft: Vitali Klitschko am 11. Dezember in Kiew. (Foto: AFP)

Boxweltmeister Vitali Klitschko strebt nach einem neuen Titel. Falls es in der Ukraine vorgezogene Neuwahlen gibt, will er für die Präsidentschaft kandidieren. Er bezweifelt, dass die Regierung wieder auf einen prowestlichen Kurs einschwenken will.

Der ukrainische Oppositionspolitiker Vitali Klitschko möchte ins Rennen um die Präsidentschaft der Ukraine gehen, sollte es zu Neuwahlen kommen. "Ich werde kandidieren", sagte der Boxweltmeister in der ARD-Sendung "Beckmann" am Donnerstagabend. Ende Oktober hatte Klitschko bereits angekündigt, unter Umständen bei der regulären Wahl im März 2015 antreten zu wollen.

Klitschko wurde bei "Beckmann" live aus der Hauptstadt Kiew zugeschaltet, wo er anschließend eine nächtliche Rede vor den Demonstranten auf dem Unabhängigkeitsplatz halten wollte. Die Demonstranten kämpfen für die Anbindung der Ukraine an die EU und gegen die prorussische Regierung. Als seine Visionen nannte Klitschko Reformen, die Schaffung von Arbeitsplätzen und sozialen Garantien sowie die Bekämpfung der grassierenden Korruption.

Die Demonstranten hätten drei Forderungen, sagte Klitschko. Die erste sei die Freilassung von 15 festgenommenen Demonstranten. Außerdem müssten diejenigen bestraft werden, die angeordnet hätten, Demonstranten zu schlagen. Und drittens: "Der Ministerpräsident und die ganze Regierung muss zurücktreten."

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Die Demonstranten in der Ukraine erhoffen eine engere Bindung ihres Landes an Europa. Doch die kann es nur geben, wenn die EU endlich das eigentliche Problem ihrer Ostpolitik angeht: Was tun mit Russland? Deutschland ist in der Pflicht, eine Strategie zu entwerfen. Doch dafür muss die große Koalition eine traditionelle Spaltung überwinden.

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Auf die Frage, ob er Angst habe, sagte Klitschko: "Angst habe ich nicht. Angst hat mehr meine Frau, meine Familie. Auf jeden Fall: Ich bin überzeugt, man muss kämpfen für seine Vision." Auch die Demonstranten fürchteten sich nicht. Sie kämpften für europäische Werte und träumten von Reformen.

Klitschko machte deutlich, dass er den Erklärungen von Regierungsvertretern, das Assoziierungsabkommen mit der EU könne vielleicht doch noch bald unterzeichnet werden, nicht traue. "Unser Präsident hat schon zigmal seit drei Jahren versprochen, das Abkommen zu unterschreiben", sagte Klitschko. Stattdessen fliege er nach Moskau. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton hatte zuvor erklärt, der ukrainische Staatschef Viktor Janukowitsch habe ihr bei einem Treffen gesagt, "dass er die Absicht hat, das Assoziierungsabkommen zu unterzeichnen".

In einem Gastbeitrag in der Bild-Zeitung bedankte Klitschko sich für die Unterstützung aus dem Ausland, insbesondere aus Deutschland: "Der Kontakt zu Kanzlerin Angela Merkel, Außenminister Guido Westerwelle oder auch dem CDU-Außenpolitiker Elmar Brok ist sehr ermutigend und hilft uns weiter." Die Abgeordneten des Europaparlaments hatten sich am Donnerstag solidarisch mit den Janukowitsch-Gegnern erklärt.

Der Spiegel hatte am vergangenen Wochenende gemeldet, Merkel wolle Klitschko durch gemeinsame Auftritte zum Anführer der Opposition aufbauen. Klitschko solle beim anstehenden Treffen der Staats- und Regierungschefs der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP) in Brüssel in der Runde auftreten und auch ein Gespräch mit Kanzlerin Merkel bekommen, schrieb das Magazin unter Berufung auf Regierungs- und EVP-Kreise.

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