Mittelmeer:441 tote Migranten in drei Monaten

Männer aus Marokko und Bangladesch sitzen in einem überfüllten Holzboot im Mittelmeer vor der Küste von Libyen. (Foto: Santi Palacios/dpa)

In den ersten drei Monaten des Jahres 2023 sind so viele Menschen bei ihrer Flucht über das Mittelmeer gestorben wie seit 2017 nicht mehr.

441 Migranten sind in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 nach Angaben einer UN-Organisation bei ihrer Flucht über das Mittelmeer ums Leben gekommen. Seit 2017 seien nicht mehr so viele Todesfälle im Mittelmeer im ersten Quartal eines Jahres registriert worden - das teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) mit. Sie führte die steigende Zahl auf Verzögerungen bei staatlichen Rettungsmaßnahmen und Behinderungen von Rettungsschiffen von Nichtregierungsorganisationen zurück. 2022 waren von Januar bis März 334 Todesfälle registriert worden, 2017 waren es 742.

Verzögerungen bei sechs staatlich geleiteten Rettungsaktionen hätten nun in den ersten drei Monaten im laufenden Jahr zum Tod von mindestens 127 Menschen geführt, so IOM. Wegen des Ausbleibens einer Reaktion auf einen siebten Fall starben den Angaben zufolge mindestens 73 Migranten.

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"Die anhaltende humanitäre Krise im zentralen Mittelmeer ist unerträglich", sagte IOM-Generaldirektor, António Vitorino. Mehr als 20 000 Menschen seien auf dieser Route seit 2014 ums Leben gekommen. "Die Staaten müssen reagieren", so Vitorino. Benötigt werde eine proaktive Koordinierung der Such- und Rettungsmaßnahmen.

IOM ist auch der Ansicht, dass in diesen drei Monaten noch mehr als die registrierten 441 Menschen ums Leben gekommen sind. Es gebe Fälle, in denen Boote als vermisst gemeldet würden, für die es aber keine Aufzeichnungen über Überlebende und Opfer gebe, so IOM.

Allein am Osterwochenende erreichten laut IOM rund 3000 Migranten Italien. Damit erhöhte sich die Zahl der in diesem Jahr angekommenen Menschen auf 31 192.

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