Forschung:Bei Migration stärker Potenziale sehen statt Defizite

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Leipzig/Dresden (dpa/sn) - Die Chemnitzer Migrationsforscherin Birgit Glorius hält bestehende Probleme bei der Integration von Flüchtlingen für lösbar. Es helfe, „die Potenziale zu sehen und nicht immer nur die Defizite“, sagte sie im Gespräch mit der „Leipziger Volkszeitung“ (Wochenendausgabe). Es werde allerdings viel mehr darüber diskutiert, wie man Migration kontrollieren und abwehren könne und viel weniger darüber, „was man vor Ort tun kann“.

Viele Menschen in Sachsen fühlten sich durch die vielen Krisen sehr belastet. „Dann ist es auch viel schwerer, Empathie für andere zu entwickeln“, weiß die Professorin für Humangeografie an der TU Chemnitz um die Situation. Aus der Forschung wisse man allerdings, dass umtriebige Menschen - der Pfarrer, eine Bürgermeisterin, Mitglieder im Sportverein - viele mitziehen könnten, „wenn sie sich offen und motivierend zeigen“.

Glorius widersprach der Einschätzung, dass die Migration für die Belastung von Infrastruktur wie der Schule verantwortlich ist. Vielmehr gebe es dort schon länger ein strukturelles Problem. „Wenn dann noch Menschen von außen dazukommen, dann werden diese Probleme natürlich stärker sichtbar.“ Das zeige, dass man nicht langfristig vorausgedacht und investiert habe. „Migration kann man nicht abdrehen wie einen Wasserhahn“, sagte Glorius, die unter anderem auch die Bundesregierung berät. Wenn man die humanitäre Verpflichtung zur Aufnahme von Asylsuchenden ernst nehme, könne man nicht mit dem Argument, es sei kein Platz mehr in der Schule, Menschen an der Grenze abweisen. „Dann muss man sich was ausdenken, wie man es trotzdem hinbekommt.“

© dpa-infocom, dpa:231216-99-318659/2

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