Migration:De Maizière setzt Athen in Flüchtlingskrise unter Druck

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Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat angekündigt, dass er die Kontrollen auf unbestimmte Zeit verlängern will. (Foto: Michael Kappeler)

Amsterdam/Athen (dpa) - Bundesinnenminister Thomas de Maizière erhöht in der Flüchtlingskrise den Druck auf Griechenland.

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Amsterdam/Athen (dpa) - Bundesinnenminister Thomas de Maizière erhöht in der Flüchtlingskrise den Druck auf Griechenland.

„Wir brauchen einen dauerhaften, spürbaren, nachhaltigen Rückgang der Flüchtlingszahlen, und zwar sichtbar in den nächsten Wochen“, sagte der CDU-Politiker zum Auftakt eines Treffens der EU-Innenminister in Amsterdam. „Wir werden Einfluss ausüben auf Griechenland, dass Griechenland seine Hausaufgaben macht.“ In Griechenland stießen die Aussagen des Ministers auf Kritik. Das Land ist für viele Flüchtlinge das Eintrittstor nach Europa.

„Die Zeit läuft uns davon“, sagte de Maizière in Amsterdam. Einen möglichen Ausschluss Griechenlands aus dem eigentlich grenzkontrollfreien Schengen-Raum schloss er nicht aus. De Maizière erinnerte daran, dass spätestens im Mai die Entscheidung über eine mögliche Verlängerung der vorübergehenden deutschen Grenzkontrollen ansteht. Für längerfristige Kontrollen müsse gegebenenfalls festgestellt werden, dass es „dauerhafte“ Defizite beim Schutz der EU-Außengrenze gibt. „Dazu würde dann auch eine kritische Betrachtung der Rolle Griechenlands gehören“, sagte de Maizière. „Aber ehrlich gesagt, ich möchte mit all diesen Fragen bis Mai nicht warten.“

An der griechisch-mazedonischen Grenze warten dertweil rund 2000 Migranten und Flüchtlinge wegen verstärkter Kontrollen auf die Weiterreise nach Westeuropa. Die Menschen harrten in Bussen und in einer Tankstelle rund 20 Kilometer südlich des Grenzübergangs von Idomeni aus.

Augenzeugen zählten 39 wartende Busse. Medien zufolge kam es zu Streit unter den Menschen. Dabei sei einer von ihnen ums Leben gekommen, berichtete das staatliche Radio Griechenlands. Der Grund der Auseinandersetzung blieb zunächst unklar.

Grund des „Staus“ ist, dass Mazedonien nur Menschen passieren lässt, die in Österreich oder Deutschland Asyl beantragen wollen. Zudem wird die Weiterreise nur Schutzsuchenden aus dem Irak, Syrien und Afghanistan erlaubt. Bürger anderer Staaten würden von den mazedonischen Behörden als Wirtschaftsflüchtlinge eingestuft und zurück nach Griechenland geschickt, sagten Vertreter von Hilfsorganisationen im griechischen Rundfunk. Einige Menschen versuchten demnach, an unüberwachten Stellen die Grenze zu überqueren, um ihren Weg auf der sogenannten Balkanroute fortzusetzen. In der Region herrschten am Montag Temperaturen um den Gefrierpunkt.

In Kreisen des griechischen Außenministeriums hieß es, das mit den „Hausaufgaben machen“ sei leicht gesagt angesichts der großen Zahl an Schutzsuchenden, die in dem Land ankämen. Der stellvertretende griechische Außenminister Nikos Xydakis hatte am Sonntagabend erklärt, das Land kontrolliere seine Grenzen. Es werde aber nicht „Flüchtlingsboote versenken und Kinder und Frauen ertränken“. Die Küstenwache habe in den vergangenen Monaten 104 000 Menschen aus den Fluten gerettet.

Wer das Vorgehen in der Ägäis ändern wolle, der riskiere weitere Opfer. „Wir hatten gerade 42 tote Flüchtlinge. Darunter auch 17 Kinder“, sagte Xydakis. Wer die illegale Zurückdrängung der Schutzsuchenden (in die Türkei) fordere, der solle die Ehrlichkeit haben, es offen zu sagen. „Alles andere ist politischer Opportunismus“, hieß es in der Erklärung des Ministers, die am späten Sonntagabend veröffentlicht worden war. Am Freitag waren in der Ägäis Dutzende Flüchtlinge ums Leben gekommen.

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