Wenn es darum geht, das richtige Outfit für besondere Anlässe zu finden, haben es Politiker gleichzeitig leichter und schwerer als Politikerinnen. Leichter, weil ein Anzug nie verkehrt ist; schwerer, weil der Preis der Uniform nun mal Uniformität ist. Sie lässt kaum Raum für Persönliches, Anarchisches, Hintersinniges, so wie die High Heels mit Leopardenmuster von Theresa May oder Michelle Obamas Vote-Kette. Den Herren bliebe theoretisch die Fliege, aber diese Nische besetzte jahrelang Karl Lauterbach, mit mäßigem Erfolg. Die Krawatte mit Tiermotiv hat dieser Typ von der AfD für alle Zeiten untragbar gemacht, sollte sie jemals tragbar gewesen sein. Einige Männer versuchen es mit quietschbunten Socken, die neckisch aufblitzen, wenn ihr Träger im Talkshow-Sessel die Beine übereinanderschlägt. Ist aber auch nicht jedermanns Sache. Wie dringend manchen Männern ein Ventil fehlt, um die gesellschaftliche Norm im Großen zu erfüllen und im Kleinen zu verletzen, sieht man an Fasching, wenn die übers Jahr unterdrückte Individualität sich in maßlosen Kostümen entlädt. Shrek etwa ist eine klassische Überkompensation in Knallgrün.
Das Streiflicht:Alle Tassen im Schrank
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In der Corona-Krise kann der virtuell kommunizierende Politiker nun auch über Accessoires seine Botschaften versenden. Doch wehe, man macht es wie Markus Söder und Friedrich Merz - und wählt das falsche Motiv.
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