Malbuch zur konservativen Tea Party:Polemisch wertvoll

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Die Steuern sind zu hoch, Geld wächst auf Bäumen und wenn die Regierung blöd ist, schmeißen wir sie raus: Das "Tea Party"-Malbuch bringt Kindern auf fragwürdige Weise Politik nahe. Der Autor hält es dennoch für pädagogisch.

Barbara Vorsamer

Es ist ein Buch, wie es sich die konservativen Politikerinnen Sarah Palin und Christine O'Donnell nicht schöner hätten wünschen könnten. Mit großformatigen Ausmalbildern und kurzen, einfachen Sätzen erklärt das Tea Party-Malbuch Grundschülern die Welt ganz im Sinne der rechten Tea-Party-Bewegung. Ein Beispiel: "Wenn die Regierung nicht ordentlich arbeitet, machen wir eine Tea Party und schmeißen die Leute, die regieren, raus."

Das "Tea Party"-Malbuch
:Gott schütze Amerika

Die Steuern sind zu hoch, Geld wächst auf Bäumen und wenn die Regierung blöd ist, schmeißen wir sie raus: Das "Tea Party"-Malbuch bringt Kindern auf fragwürdige Weise Politik nahe. In Bildern.

Nach Angaben des Verlages verkauft sich das konservative Malbuch derzeit "extrem gut", beim Online-Buchhändler Amazon liegt es auf Platz vier bei den Malbüchern. Weniger als vier Dollar kostet das Werk, in dem es um Steuern geht, um individuelle Unabhängigkeit, um Krankenversicherung, die Verfassung und die Freiheit, selbst über sein Leben zu entscheiden und nicht die Regierung - so beschreibt Autor Wayne Bell den Inhalt im Gespräch mit sueddeutsche.de.

Bei all diesen Themen bedient er sich plakativer, um nicht zu sagen polemischer Botschaften. Politisch will das Kinderbuch aber nicht sein. Bell sagt: "Das Tea-Party-Malbuch ist ein Buch voller Wahrheit und Fakten. Es ist pädagogisch wertvoll." Als Beispiele dafür nennt er die Seiten über die amerikanische Verfassung oder über die historische Boston Tea Party.

Für das Ausmalblatt zur US-Verfassung mag das zutreffen (siehe Bildergalerie). Doch über die Boston Tea Party findet sich unter anderem folgender Satz: "Wenn die Steuern zu hoch sind, nehmen die Steuern den Leuten die Arbeit und die Freiheit weg. 1773 gab es dann eine Tea Party, danach waren die Leute frei von hohen Steuern. Heute gibt es wieder eine Tea Party und sie wird die hohen Steuern wieder abschaffen!"

Zwar steht die Tea Party nicht als Organisation hinter dem Buch. Doch Mitglieder erklären in amerikanischen Medien, dass sie kein Problem haben, damit in Zusammenhang gebracht zu werden. Kein Wunder, so gut wie die Tea Party in dem Kinderbuch wegkommt: "Die Tea Party steht für Freiheit, Unabhängigkeit, Begrenzung der Staatsgewalt und die Möglichkeit, Erfolg zu haben als Einzelner und wirtschaftlich unabhängig zu sein", heißt es dort.

Keimlinge auf Kurs

Empört sind andere. Zahlreiche Blogger und Journalisten in den USA echauffieren sich über die Parteilichkeit, mit der das Buch Kinder zwischen Vorschulalter und Grundschule politisch bilden will. Die Autoren des demokratischen Blogs MOMocrats spießen zum Beispiel das bereits genannte Zitat auf: "Wenn die Regierung nicht ordentlich arbeitet, machen wir eine Tea Party und schmeißen die Leute, die regieren, raus."

Ob nicht Wahlen da eigentlich der richtige Weg wären, fragen die Blogger. Sie machen sich außerdem einen Spaß daraus, falsche Fakten und Grammatikfehler aus dem Malbuch zu zitieren, von denen es ihren Angaben zufolge in dem Werk einige gibt.

"Die meisten Journalisten, die so etwas schreiben, haben das Buch gar nicht gelesen", verteidigt sich Autor Bell. Auch gegen den Vorwurf der politischen Einflussnahme wehrt er sich. Er sei kein Mitglied der Tea-Party-Bewegung und habe ihr auch noch nie gespendet. In Interviews mit CBS News bezeichnet er sich sogar als Liberaler, also als Linker.

Auf die Frage, wie er trotzdem auf die Buchidee kommen konnte, antwortet der langjährige Malbuchautor: "Ich bin ein Verkäufer." Das hat er mit seinen Figuren gemeinsam - ein weiterer Angriffspunkt seiner Kritiker. Die Kinder im Tea-Party-Buch haben einen Limonade-Stand vorm Weißen Haus aufgebaut. Die einen verkaufen Getränke, die anderen zählen ihr Geld, wieder andere stehen mit einer Denkblase voller Dollarzeichen vor der Hecke. An den Sträuchern hängen Banknoten, ein grinsendes Sparschwein komplettiert die marktwirtschaftliche Idylle.

"Mein Malbuch handelt von der Verheißung, Amerikaner zu sein, vom amerikanischen Traum", sagt Bell dazu. Im Gespräch mit sueddeutsche.de über sein Buch und die politische Situation in Amerika vertritt der Autor massiv die Positionen der "Tea Party" und kritisiert den Umgang der US-Medien mit der rechtskonservativen Organisation. Journalisten würden gehaupten, die Tea Party sei eine abgehobene Organisation, jedoch: "Sie kommt aus dem Volk, sie ist eine authentische Graswurzelbewegung." Mit seinem Buch trimmt er jetzt schon die Keimlinge auf Kurs.

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