Luftangriff in Afghanistan:Jung weist Vorwürfe zurück

Lesezeit: 1 min

Ein Geheimbericht kritisiert die Informationspolitik des ehemaligen Verteidigungsminsters Jung nach dem Luftangriff im September. Jung entgegnet, er habe sich klar geäußert und korrekt verhalten.

Das Bundesverteidigungsministerium hat einem Zeitungsbericht zufolge offenbar Informationen zu dem Luftangriff auf zwei entführte Tanklaster vom 4. September in Afghanistan gegenüber der Öffentlichkeit und der ermittelnden Staatsanwaltschaft zurückgehalten.

Wird sich erklären müssen: der einstige deutsche Verteidigungsminister und aktuelle Arbeitsminister Franz Josef Jung (CDU). (Foto: Foto: Reuters)

Das berichtet die Bild-Zeitung unter Berufung auf ihr geheime Berichte der Bundeswehr und ein Video des Luftangriffs aus einem der beteiligten Kampfflugzeuge. Demnach hätte der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) bereits viel früher über mögliche zivile Opfer informiert sein müssen als bisher bekannt.

Jung wies die Vorwürfe zurück. Er erklärte an diesem Donnerstag in Berlin, es sei eine Tatsache, "dass ich von Anfang an und auch beispielsweise am 6. September klar gesagt habe, dass wir zivilie Opfer nicht ausschließen können".

Schwere Versäumnisse

Der Angriff war von dem Bundeswehr-Oberst Georg Klein befohlen worden. Laut Nato kamen dabei bis zu 142 Menschen ums Leben - darunter auch Zivilisten. Der Zeitung zufolge dokumentiert eine Untersuchung der Bundeswehr-Feldjäger detailliert, zu welchem Zeitpunkt Informationen über zivile Opfer vom deutschen Regionalkommando in Masar-i-Scharif ans Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam übermittelt wurden. Dieser Bericht wurde nach Informationen der Zeitung aber nicht an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.

Bereits am Abend des 4. September gab es dem Bericht zufolge Hinweise darauf, dass auch Kinder bei dem Angriff verletzt worden waren. So habe ein deutscher Oberstarzt im Regionalkommando in seinem Bericht, der ebenfalls am Abend des 4. September nach Potsdam übersandt wurde, erst von einem Kind, später von zwei Jungen geschrieben, die verletzt worden seien.

Jung sagte, er habe damals von verschiedenen afghanischen Stellen die Information erhalten, dass nach Befragungen vor Ort feststehe, dass ausschließlich Taliban getroffen worden seien. Er nannte als Quellen den Gouverneur, den Polizeichef und den Armeechef von Kundus sowie den Vorsitzenden des Provinzrates. In einem Interview am 6. September hatte Jung gesagt, es seien "nach allen mir zurzeit vorliegenden Informationen ausschließlich Taliban getötet worden."

Der Bild-Zeitung zufolge dokumentieren der interne Bundeswehrbericht und das Angriffsvideo auch schwere Versäumnisse bei der Aufklärung unmittelbar vor dem Bombenabwurf. Demnach habe der Augenzeuge, der behauptet hatte, es seien nur Aufständische an den Tanklastern, gar keinen Sichtkontakt zu den entführten Fahrzeugen gehabt.

© AFP/dpa/dgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: