Libyen:Gefechte bereits in Vororten von Tripolis

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Truppen von Haftar posieren in Benghazi, bevor sie Richtung Tripolis ausrücken sollen. (Foto: REUTERS)
  • Der libysche Kriegsherr Haftar liefert sich vor der Hauptstadt Tripolis Gefechte mit Milizen, die zur international anerkannten Regierung stehen.
  • In Tripolis rechnen viele Bewohner mit Straßenkämpfen, sie horten Lebensmittel.

Von Paul-Anton Krüger, München

Der libysche Kriegsherr Khalifa Haftar hat am Wochenende mit seinen Truppen Vororte der Hauptstadt Tripolis erreicht. Ungeachtet internationaler Appelle, sämtliche Militäroperationen einzustellen, lieferte sich Haftars Libysche Nationalarmee (LNA) am Sonntag Gefechte mit Milizen; gekämpft wurde an dem bereits 2014 zerstörten internationalen Flughafen. Die Milizen stehen loyal zur international anerkannten Regierung von Premierminister Fayez al-Serraj. Beide Seiten behaupteten, sie hätten Luftangriffe auf ihre Gegner geflogen. Serraj warf Haftar vor, einen Putsch zu planen, und kündigte an, Tripolis zu verteidigen. Der Flughafen liegt 30 Kilometer südwestlich des Stadtzentrums.

Die Außenminister der G-7-Staaten drückten bei ihrem Treffen in Frankreich "tiefste Besorgnis" aus, der UN-Sicherheitsrat verlangte, "alle militärischen Bewegungen zu stoppen". Selbst Unterstützer Haftars setzten ihn zumindest rhetorisch unter Druck. Ägyptens Präsident Abdelfattah al-Sisi erklärte, die internationale Gemeinschaft müsse alles tun, um die Eskalation zu stoppen. Der russische Vizeaußenminister Michail Bogdanow sagte, Moskau wolle eine politische Lösung für Libyen.

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Kommentar von Paul-Anton Krüger

Haftar hatte die Offensive auf die Hauptstadt befohlen, obwohl sich am Donnerstag UN-Generalsekretär António Guterres in Tripolis aufhielt. Die Vereinten Nationen wollten vom 14. bis 16. April im westlibyschen Ghadames eine Nationale Konferenz ausrichten, die zu einer Vereinbarung zur Teilung der Macht in dem gespaltenen Land führen sollte und zu Wahlen. Der UN-Sondergesandte Ghassan Salamé hält bisher am Termin der Konferenz fest.

In Tripolis kauften viele Menschen Lebensmittel und Benzin auf Vorrat. Sie rechnen offenbar mit Straßenkämpfen, bei denen dann aller Voraussicht nach Wohngebiete und Zivilisten in Mitleidenschaft gezogen würden. Das Afrikakommando der US-Armee zog in Tripolis stationiertes Personal wegen der schlechten Sicherheitslage ab, die UN brachten einen Teil ihres Personals außer Landes.

Libyen ist seit der umstrittenen Wahl im Jahr 2014 gespalten. Haftar kontrolliert den Osten und hat in schweren Kämpfen mit islamistischen Brigaden die Metropole Bengasi erobert, die dabei schwer beschädigt wurde. Haftar gibt vor, gegen Islamisten und Terroristen vorzugehen, und wird von Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten massiv unterstützt, Saudi-Arabien, Russland und Frankreich setzen ebenfalls auf ihn. Die 2015 gebildete Regierung der Nationalen Übereinkunft unter Serraj kann sich in Tripolis nur halten, weil mehrere Milizen sich ihr unterstellt haben, vor allem Kräfte aus der mächtigen und wohlhabenden Hafenstadt Misrata.

Mit einem erfolgreichen Sturm auf Tripolis würde Haftar seinem immer wieder erklärten Ziel näherkommen, das gesamte Land unter seine Kontrolle zu bringen, maßgeblich auch die Zentralbank und die Nationale Ölgesellschaft und damit die wichtigsten wirtschaftlichen Ressourcen. Er hatte seit Jahresbeginn strategisch wichtige Gebiete im Süden und Ölfelder erobert.

© SZ vom 08.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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