Lutherstadt Wittenberg:FDP wählt Hüskens und Faber: Spitzenkandidaten für Bundestag

Lesezeit: 2 min

Verteidigungsexperte Marcus Faber nimmt am FDP-Landesparteitag teil. (Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa)

Die Vize-Chefs der FDP Sachsen-Anhalt führen die Listen für die anstehenden Wahlen im kommenden Jahr an. Ein Parteitag in Wittenberg wählte am Samstag die...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Wittenberg (dpa/sa) - Die Vize-Chefs der FDP Sachsen-Anhalt führen die Listen für die anstehenden Wahlen im kommenden Jahr an. Ein Parteitag in Wittenberg wählte am Samstag die stellvertretende Vorsitzende Lydia Hüskens zur Spitzenkandidatin für die Landtagswahl. Die 56-Jährige erhielt rund 84 Prozent der Stimmen. Die Bundestagsliste führt der Stendaler Marcus Faber an. Er wurde am Sonntag mit 74 Prozent Zustimmung gewählt. Beide traten ohne Gegenkandidaten an.

Als Ziel gab Hüskens aus, bei der Landtagswahl am 6. Juni 2021 sieben bis acht Prozent der Wählerstimmen zu holen. Entscheidend sei, wieder ins Parlament zurückzukehren. Doch auch eine Regierungsbeteiligung sei denkbar. „Wir sind eine Partei, der nicht bange ist, zu regieren.“

In ihrer Bewerbungsrede kritisierte Hüskens die schwarz-rot-grüne Landesregierung. Viele Menschen im ländlichen Raum hätten das Gefühl, Wege zu Schulen, Einkäufen und Ärzten dauerten länger als früher. Zudem stelle sich die Frage, warum Thüringen und Sachsen bei Bildungsvergleichen gut abschnitten, während Sachsen-Anhalt auf den letzten Platz abgerutscht sei. Das Land dürfe den Slogan „modern denken“ nicht nur vor sich hertragen, es gehe um „modern machen“.

Auch Faber will die Interessen des ländlichen Raums im Bundestag einbringen. Entscheidend sei eine Verbesserung der Infrastruktur, nicht nur beim Straßennetz, sondern auch bei der digitalen Infrastruktur, sagte der 36-Jährige nach seiner Wahl. Zudem müsse die finanzielle Situation der Kommunen verbessert werden. „Sie müssen lebenswert bleiben, das heißt, sie brauchen Geld für Bibliotheken, Jugendclubs, Bäder und so weiter.“ Faber sitzt bereits seit 2017 im Bundestag und ist für Verteidigungspolitik zuständig. Damals hatte er auf Listenplatz 2 kandidiert. Da die Liberalen in Sachsen-Anhalt 7,8 Prozent holten, reichte es überraschend für zwei Sitze.

Sollte das wieder gelingen, würde auch der Versicherungsvertreter Ingo Bodtke ins Parlament in Berlin einziehen. Der 55 Jahre alte Landeschef des Liberalen Mittelstandsverbands setzte sich beim Kampf um Platz zwei mit nur einer Stimme Vorsprung gegen die Rechtsanwältin und FDP-Fraktionschefin im Stadtrat von Halle, Yana Mark, durch. Auf Platz 3 setzte sich die junge Halberstädterin Denise Köcke durch, die bereits vor vier Jahren mit gerade einmal 18 Jahren als Direktkandidatin im Harz für den Bundestag kandidiert hatte.

Noch vor einigen Wochen gab es Streit, wer die FDP-Listen anführen soll. Diskussionspunkt war, ob der vorherige Spitzenkandidat für Landtags- und Bundestagswahl, Frank Sitta, noch einmal für einen oder beide Posten antritt. Nach einem frostigen Parteitag im Juli kündigte Sitta seinen Verzicht auf beide Positionen und den Rückzug aus der Berufspolitik an. Mit dem Wittenberger Parteitag gab der 42 Jahre alte Bundestagsabgeordnete den Landesvorsitz auf und war auch nicht vor Ort. Die Landes-FDP hat nach eigenen Angaben rund 1300 Mitglieder.

Die neu gekürte Spitzenkandidatin Hüskens ist eine erfahrene Landespolitikerin. Sie saß bereits zwischen 2002 und 2011 für die Liberalen im Parlament. Bei den folgenden zwei Landtagswahlen reichte es für die FDP nicht für den Sprung über die Fünfprozenthürde, 2016 war es mit 4,9 Prozent der Zweitstimmen denkbar knapp.

Hüskens ist nicht die einzige, die im Falle eines Wiedereinzugs auf einem aussichtsreichen Platz in eine alte Wirkungsstätte zurückkäme: Unter den ersten Fünf sind neben ihr auch der Landwirt Johann Hauser (Platz 3) und der Jurist Guido Kosmehl (Platz 5) Ex-Abgeordnete. Neu dabei sind der frühere Landessportbundchef Andreas Silbersack (Platz 2) sowie die Wissenschaftlerin Kathrin Tarricone (Platz 4).

Fast alle Kandidaten betonten in ihren Reden, dass Sachsen-Anhalt frischen Wind und einen Aufbruch brauche. Wie passt es dazu, dass die Liberalen auf den ersten Listenplätzen auf altbekannte Gesichter setzen? „Ich halte das für eine gute Mischung“, sagte Hüskens. „Ich hätte Sorgen gehabt, wenn wir sechs Leute aufstellen, die alle noch nie im Landtag waren.“

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: