Hannover:SPD in Groko: Was in Berlin nicht geht, passt in Hannover

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Hannover (dpa) - Eigentlich paradox: In Niedersachsen geht die Bildung einer großen Koalition glatt über die Bühne, obwohl SPD und CDU dort jahrzehntelang über Kreuz lagen. In Berlin dagegen will die SPD erst gar nicht mehr mit dem Noch-Regierungspartner über diese Möglichkeit sprechen. Ausgerechnet an dem Tag, als in Berlin alle Augen auf das Treffen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und SPD-Chef Martin Schulz am Donnerstag gerichtet sind und innerhalb der Sozialdemokraten zweifelnde Stimmen am SPD-Kurs auf Bundesebene laut werden, nimmt in Hannover ein rot-schwarzes Bündnis seine Arbeit auf.

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Hannover (dpa) - Eigentlich paradox: In Niedersachsen geht die Bildung einer großen Koalition glatt über die Bühne, obwohl SPD und CDU dort jahrzehntelang über Kreuz lagen. In Berlin dagegen will die SPD erst gar nicht mehr mit dem Noch-Regierungspartner über diese Möglichkeit sprechen. Ausgerechnet an dem Tag, als in Berlin alle Augen auf das Treffen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und SPD-Chef Martin Schulz am Donnerstag gerichtet sind und innerhalb der Sozialdemokraten zweifelnde Stimmen am SPD-Kurs auf Bundesebene laut werden, nimmt in Hannover ein rot-schwarzes Bündnis seine Arbeit auf.

Ministerpräsident Weil und CDU-Mann Bernd Althusmann, die im Wahlkampf noch heftig aneinandergerieten, sitzen am Mittwoch freudestrahlend im sanierten Landtag. Sie haben nicht dieselben politischen Überzeugungen, aber weil ein Jamaika-Bündnis und eine Ampel-Koalition in Hannover keine Optionen waren, haben sie sich zusammengerauft - und in nur zwei Wochen ihr Bündnis geschmiedet.

Klar, dass beide immer wieder gefragt werden, warum das denn aus ihrer Sicht nicht auch in Berlin klappen kann. Vor allem Weil soll die SPD-Blockade erklären und wird nach einer Empfehlung für Berlin gefragt. Er weicht aus, wohlwissend, dass sein Wort künftig in der Bundeshauptstadt stärker gefragt sein könnte. Am Mittwoch will er sich allein auf Niedersachsen konzentrieren: „Ich bedanke mich ausdrücklich für das Vertrauen, dass Sie mir entgegenbringen, und werde mich redlich bemühen, es immer und zu jeder Zeit zu rechtfertigen“, sagt er nach seiner Wahl.

Dem SPD-Landeschef dürfte seine mächtige Position im Land auch auf bundespolitischer Ebene den Rücken stärken. Denn der frühere Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover gilt parteiintern als Hoffnungsträger - und er weiß das. Bisher hat er bundespolitsche Ambitionen immer abgestritten. Doch ändert sich das nun wegen der festgefahrenen Situation in Berlin? Schließlich wurde Weil schon nach der Landtagswahl im Oktober als derjenige gefeiert, der für die SPD Wahlen gewinnen kann.

Ob er in der Stunde des Triumphs an Berlin denkt? Seine erste „Amtshandlung“ zumindest gilt seiner Frau. Direkt nach Verkündung des Wahlergebnisses überreicht er ihr einen Blumenstrauß - und legt hinterher Wert darauf, dass er nicht einfach einen Glückwunschstrauß weitergereicht hat, sondern diesen schon für seine Frau reserviert hatte. Erst dann nimmt der 58-Jährige froh und gelassen die Wahl an. Es ist der letzte Akt beim politischen Wechsel von einer rot-grünen zu einer vor Jahren noch undenkbaren rot-schwarzen Koalition.

Lange Jahre galten SPD und CDU in Hannover als erbitterte Gegner, vor allem in der jetzt zu Ende gegangenen Wahlperiode und im Wahlkampf feindeten sich beide Seiten an. Es ging hart zur Sache, auch im TV-Duell zwischen Weil und Althusmann vor der Wahl, das tatsächlich seinen Namen wert war. Doch weil politisch keine andere Lösung greifbar war, konzentrierten sich beide Seiten auf das Machbare und ließen die alten Streitigkeiten hinter sich. So spricht Weil bei der Unterzeichnung des Koalitionsvertrages von einem Neustart in den Beziehungen der beiden Parteien.

Weils SPD hatte im Wahlkampf eine beispiellose Aufholjagd hingelegt. Nur drei Wochen nach dem miserablen Ergebnis für die SPD bei der Bundestagswahl fuhren die Sozialdemokraten in Niedersachsen 37 Prozent ein - die SPD mauserte sich zur stärksten Landtagsfraktion mit 55 Abgeordneten. Und der frühere hannoversche Oberbürgermeister zu einem der wichtigsten SPD-Politiker in den Bundesländern.

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