Landtag - Hannover:Pferdetourismus leidet unter Corona-Folgen

Deutschland
Zwei junge Frauen reiten auf ihren Pferden in einem blühenden Rapsfeld. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB/Symbolbild (Foto: dpa)

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Hannover (dpa/lni) - Eine Förderung des Reittourismus hat der Landtag in Hannover beschlossen. Die Infrastruktur rund um Reiterhöfe soll ausgebaut und der Pferdetourismus stärker beworben werden, entschieden die Abgeordneten am Mittwoch in Hannover. Der Impuls kommt im richtigen Moment, denn der Reittourismus leidet nach Branchenangaben stark unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Bei vielen Betreibern von Reiterhöfen herrsche ein Ausnahmezustand, sagte die Geschäftsführerin der Pferdeland Niedersachsen GmbH, Alexandra Duesmann, der Deutschen Presse-Agentur. Aus ihrer Sicht sind die Höfe ähnlich gebeutelt wie etwa Hoteliers. "Ohne staatliche Überbrückungshilfen dürften viele Betriebe ihr Angebot nicht mehr allzu lange aufrechterhalten können", teilte die Industrie- und Handelskammer (IHK) mit.

Ein wesentlicher Teil der Hauptsaison sei durch die coronabedingten Einschränkungen bereits weggebrochen, sagte Duesmann. "Die Einbußen lassen sich kurzfristig auch nicht aufholen", sagte sie. Viele Anbieter müssen ihr zufolge derzeit sehr kämpfen, weil ihre Kosten für Haltung und Personal auch während der Schließungen weiter liefen. Auch Gruppenreisen für Kinder und Jugendliche, die sonst für eine gewisse Grundauslastung sorgten, seien nicht möglich gewesen, sagte Arno Ulrichs von der IHK in Emden.

Pferdeland-Geschäftsführerin Duesmann hofft nun, dass sich Gäste durch die Lockerungen wieder für Reiterurlaub in Niedersachsen entscheiden. Vor dem Corona-Ausbruch seien die Anlagen etwa in Ostfriesland, der Lüneburger Heide und im Harz gut frequentiert gewesen. Aus Sicht der IHK ist es notwendig, den Betroffenen in der Krise stärker zur Seite zu stehen und den Pferdetourismus gegenüber anderen Bundesländern sowie den Niederlanden und Dänemark wettbewerbsfähig zu halten.

Wie der Landtag auf Antrag der Regierungsparteien SPD und CDU beschloss, soll der Reiturlaub stärker in die Tourismusstrategie des Landes integriert werden. Der klassische Pferdeurlaub solle zudem mit anderen Urlaubsideen verbunden werden, um so Angebote für nichtreitende Mitreisende anbieten zu können.

Im Landtagsantrag wird auf eine Studie der BTE - Tourismus- und Regionalberatung Partnerschaftsgesellschaft verwiesen, laut der Niedersachsen das beliebteste Bundesland für Pferdeurlaub ist. Die Erhebung stammt zwar von 2017, gibt aber laut IHK den Stand vor Corona gut wieder. Demnach waren in Niedersachsen rund 200 000 Pferde gemeldet und es gab bis zu 450 000 Reiterinnen und Reiter. Das Bundesland drohe bei den Reisezielen der Pferdeurlauber aber hinter Länder wie Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zu rutschen.

Mit einem Umsatz von 225 Millionen Euro durch Übernachtungen im Reittourismus belegte das Land nach den damaligen Daten noch den bundesweiten Spitzenplatz. Bis zu 70 000 Arbeitsplätze waren laut der IHK vom Wirtschaftsfaktor Pferd abhängig. Ziel der Branche ist es nun, dass das Thema genügend Aufmerksamkeit in der Landesregierung findet - auch mit Blick auf künftige Förderperioden mit EU-Mitteln.

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