Landtag - Erfurt:Sundhausener Bürgermeister will gegen Ramelow kandidieren

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Sundhausen/Erfurt (dpa/th) - Sein Ort hat nur rund 350 Einwohner, doch nun will der Bürgermeister von Sundhausen, Christoph Kindervater, Ministerpräsident von Thüringen werden. In einem Schreiben an CDU, FDP und AfD hat der 42-Jährige sich als Kandidat für die Wahl am Mittwoch angeboten. Es müsse verhindert werden, dass Thüringen weiter von "Sozialisten" regiert werde, sagte der parteilose Vertriebsingenieur aus dem Unstrut-Hainich-Kreis am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur.

In dem Brief an die drei Parteien, der der dpa vorliegt, schreibt er: "Der Wähler in Thüringen sollte auch eine Chance haben, eine Minderheitsregierung zu verhindern." Er selbst sieht sich als Vertreter bürgerlich-konservativer Wähler.

CDU, FDP und AfD hätten im Landtag eine Mehrheit von 48 der 90 Sitze. Die AfD hatte Liberale und Christdemokraten daher aufgefordert, einen gemeinsamen Kandidaten aufzustellen. Die lehnen dies aber strikt ab. FDP-Generalsekretär Robert-Martin Montag bekräftigte am Sonntag, dass es von seiner Partei keine "institutionelle Zusammenarbeit" mit der AfD geben werde. Daher stehe die FDP für einen gemeinsamen Kandidaten nicht zur Verfügung. Die FDP will demnach am Montag entscheiden, ob sie einen Bewerber ins Rennen schicken.

Die CDU hatte einen eigenen Kandidaten bisher ausgeschlossen. Der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion, Stefan Möller, bestätigte am Sonntag den Eingang von Kindervaters Schreiben. Seine Fraktion werde sich aber erst am Montag zu einem möglichen Kandidaten äußern, sagte er.

Kindervater gehört nach eigenen Angaben keiner Partei an, bezeichnete sich aber als Unterstützer der Werteunion - einer Gruppe sehr konservativer CDU-Mitglieder. Seit 2016 ist er ehrenamtlicher Bürgermeister von Sundhausen und hatte 2019 auf der CDU-Liste für den Kreistag des Unstrut-Hainich-Kreises kandidiert. Er ist verheiratet und hat einen drei Jahre alten Sohn. Der Kommunalpolitiker kritisierte, dass es den Parteien bisher nur um "Parteipolitik" gehe. Aus seiner Sicht seien die Wahlprogramme von CDU, FDP und AfD zu etwa 60 Prozent deckungsgleich. "Die Mehrheit der Thüringer hat im Oktober nicht links gewählt", sagte er. Ramelows Bündnis von Linke, SPD und Grünen hat im Landtag nur 42 Abgeordnete und damit keine Mehrheit.

Derweil gibt es in der CDU auch Sympathie für eine Unterstützung von Rot-Rot-Grün bei der Ministerpräsidentenwahl - etwa von Altenburgs CDU-Oberbürgermeister André Neumann. "Wir können beweisen, dass wir mit Niederlagen umgehen können, wir neue Wege gehen und für uns das Land zählt", schrieb er jüngst auf Twitter. "Das wir uns klar von Rechts abgrenzen und die Demokratie unser höchster Wert ist. Unterstützen wir R2G! Für Thüringen!"

Ein Kandidat für das Ministerpräsidentenamt muss nicht aus den Reihen der Landtagsabgeordneten stammen. So gehörte Thüringens langjähriger Ministerpräsident Bernhard Vogel bei seinem Amtsantritt 1992 auch nicht dem Landtag an. In Artikel 70 der Landesverfassung heißt es wörtlich: "Der Ministerpräsident wird vom Landtag mit der Mehrheit seiner Mitglieder ohne Aussprache in geheimer Abstimmung gewählt." Dagegen heißt es beim Landtagspräsidenten und seinen Stellvertretern, dass sie vom Landtag "aus seiner Mitte" gewählt werden (Artikel 57).

Über das Angebot Kindervaters an CDU, FDP und AfD hatten zuvor die Zeitungen der Funke-Mediengruppe online berichtet.

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