Nach dem schweren Bombenanschlag auf die Krim-Brücke hat Russlands Präsident Wladimir Putin am Sonntag den ukrainischen Geheimdienst SBU für die Tat verantwortlich gemacht. "Es gibt keinen Zweifel, das ist ein Terrorakt, der auf die Zerstörung der kritischen zivilen Infrastruktur Russlands ausgerichtet ist", sagte Putin. Bei der Detonation einer Bombe, die in einem Lastwagen platziert war, sind am Samstagmorgen drei Menschen gestorben. Moskau hatte zunächst versucht, die Sabotage der für Russland strategischen Verbindung zur Krim möglichst nüchtern aufzufassen und auf wütende Rache-Ankündigungen verzichtet.
Das russische Verkehrsministerium teilte am Sonntag mit, dass die Züge wieder normal fahren würden. Der Autoverkehr war zunächst allerdings weiter eingeschränkt. Bei den Explosionen wurden Teile der Fahrbahnen zerstört. Putin ordnete an, dass die Brücke von nun an besser gesichert werden müsse. Die Kontrolle dafür übertrug er dem Inlandsgeheimdienst FSB. Bisher waren in einer Art Arbeitsteilung die Nationalgarde, das Verkehrs- und das Verteidigungsministerium zuständig gewesen. An diesem Montag beruft Putin den nationalen Sicherheitsrat ein.
Auch in der Ukraine selber wurde am Wochenende gemutmaßt, der ukrainische Geheimdienst stecke hinter dem Anschlag. Kiew hatte mehrmals angekündigt, es wolle die Krim zurückholen. Die Krim-Brücke, von Russland schnell und mit großem Aufwand gebaut, wurde dabei als legitimes Angriffsziel bezeichnet.
Für Russland ist der Anschlag ein schwerer Schlag. Putin selber hatte die Brücke, die das russische Festland mit der annektierten Halbinsel Krim verbindet, 2018 in einem Lastwagen eröffnet. Über die Brücke ist bisher wichtiger Nachschub an russische Truppen auf der Krim sowie im Süden der Ukraine gebracht worden.
Russland verstärkt Raketenangriffe auf ukrainische Städte
Nach dem Anschlag auf die Krim-Brücke hat Russland am Wochenende seine Raketenangriffe auf ukrainische Städte ausgeweitet. Allein bei einem Beschuss von Wohnhäusern in Saporischschja sind in der Nacht auf Sonntag mindestens 13 Menschen getötet und etwa 50 weitere verletzt worden. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sprach von "Raketenterror" und forderte dringend die Lieferung moderner Luft- und Raketenabwehrsysteme. Auch bei Angriffen im Gebiet Cherson starben mindestens fünf Menschen. Ob die verstärkten Angriffe eine Antwort Russlands auf den Anschlag sind, ist unklar.
Auf die militärischen Rückschläge der vergangenen Wochen hat Moskau nun mit einer wichtigen Personalie reagiert. Verteidigungsminister Sergej Schojgu, der in den vergangenen Tagen in Russland kritisiert worden war, hat den General Sergej Surowikin zum neuen Kommandierenden der russischen Truppen in der Ukraine ernannt. Surowikin hatte im Juni die Eroberung von Sewerodonezk im Gebiet Luhansk befehligt. Er gilt als autoritärer Kommandeur, der für Russland bereits in Syrien und im Tschetschenienkrieg im Einsatz war. Seine Beförderung ist offenbar ein Zugeständnis an die Befürworter einer härteren Kriegsführung.