Der mutmaßliche Kriegsverbrecher Ratko Mladic hat sich nach Angaben seines Anwalts in Den Haag einer Leistenoperation unterzogen. Zuvor hatte das UN-Tribunal für Ex-Jugoslawien (ICTY), vor dem sich Mladic verantworten muss, versucht, das Verfahren zu beschleunigen.

Über den medizinischen Eingriff gibt es widersprüchliche Informationen, die erneut zu Spekulationen über den Gesundheitszustand des Angeklagten geführt haben. Der Gerichtshof bezeichnete Berichte über eine Verlegung des wegen Völkermords angeklagten Ex-Serbenführers in eine Den Haager Klinik am Donnerstag als "falsch". Allerdings deutete ICTY-Sprecherin Nerma Jelacic an, dass Mladic stattdessen in der medizinischen Abteilung des UN-Untersuchungsgefängnisses operiert worden sein könnte.
Die niederländische Nachrichtenagentur ANP berichtete unter Berufung auf den Belgrader Mladic-Rechtsanwalt Branko Lukic, der 69 Jahre alte Angeklagte sei am Mittwoch "im Bronovo-Hospital in Den Haag erfolgreich operiert" worden. "Es ist gut gegangen, und er kann das Krankenhaus am Freitag wieder verlassen", wurde Lukic zitiert.
Mladic hatte zu Beginn seines Verfahrens am 3. Juni in öffentlicher Sitzung erklärt, er sei "ein schwer kranker Mann". Die ICTY-Sprecherin sagte: "Ich kann bestätigen, dass er den Scheveningen-Komplex nicht verlassen hat." Das UN-Untersuchungsgefängnis liegt im Stadtteil Scheveningen. Angaben zu seinem Gesundheitszustand dürfe sie nach den Regeln des UN-Gerichtshofes nicht machen, erklärte Jelacic weiter. Sie könne aber allgemein sagen, dass allen Angeklagten "die bestmögliche medizinische Behandlung gewährt wird, wenn das erforderlich ist".
Die Staatsanwaltschaft beim ICTY hatte am Mittwoch eine Beschleunigung des Mladic-Verfahrens beantragt und als Grund unter anderem genannt, dass man "für den Fall einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes von Mladic zu planen" habe. Um schneller zu einem ersten Urteil zu kommen, soll der im Mai nach 16 Jahren Flucht in Serbien festgenommene Mladic nun zunächst wegen des Völkermords in Srebrenica im Sommer 1995 zur Rechenschaft gezogen werden. Erst in einem möglichen zweiten Prozess soll es um andere ihm zur Last gelegte Kriegsverbrechen gehen, darunter die Belagerung von Sarajevo.
Die bisherige Anklageschrift, die jetzt für zwei Prozesse aufgeteilt werden soll, umfasst elf größere Fälle von Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnienkrieges von 1992 bis 1995, dem etwa 100.000 Menschen zum Opfer gefallen waren.