Die Evakuierung der Rebellengebiete im Osten der umkämpften syrischen Großstadt Aleppo ist nach mehr als zwei Tagen Unterbrechung wieder aufgenommen worden. Etwa 350 Menschen hätten die kriegszerstörte Stadt in fünf Bussen verlassen können, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. In den Rebellenvierteln Ost-Aleppos warten Tausende Menschen bei Minusgraden auf ihre Evakuierung in sichere Gebiete.
Am Sonntag hatte sich der geplante Abtransport der Menschen trotz einer Vereinbarung zunächst verzögert. Offensichtlich hatte ein Angriff auf einige Busse in der Nachbarprovinz Idlib den Deal unterbunden. Bewaffnete setzten mindestens 20 Busse in Brand, die Schiiten aus den von zumeist sunnitischen Rebellen belagerten Orten Fua und Kafraja in Sicherheit bringen sollten. Wer für die Angriffe verantwortlich war, war zunächst unklar.
Krieg in Syrien:Angreifer setzen Evakuierungs-Busse nahe Aleppo in Brand
Der Angriff gefährdet die Fortsetzung der Rettung von Zivilisten aus Ost-Aleppo. Von dort dürfen nur Menschen abtransportiert werden, wenn auch die Orte in der Provinz evakuiert werden.
Nach Angaben der Beobachtungsstelle hatten sich auch Russland und die Türkei für die Abreise der 350 Menschen aus Aleppo stark gemacht: Beide Länder hätten bei der syrischen Regierung darauf gedrängt, den Buskonvoi durch die Kontrollpunkte an der Straße durchfahren zu lassen. Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle verfügt über ein Netz aus Informanten in Syrien, von unabhängiger Seite sind ihre Angaben kaum zu überprüfen. Nach Angaben von Aktivisten waren bereits etwa 8500 Menschen aus den zerstörten Stadtvierteln gebracht worden, 3000 von ihnen Kämpfer.
Resolution zur Entsendung von Beobachtern nach Aleppo
Der UN-Sicherheitsrat in New York will nach Angaben von Diplomaten am Montag voraussichtlich über eine gemeinsame Resolution zur Entsendung von Beobachtern nach Aleppo abstimmen. Der Einigung gingen vierstündige Verhandlungen voraus, nachdem Russland zunächst mit einem Veto gegen die von Frankreich eingebrachte Vorlage gedroht hatte. Der Kompromiss sieht vor, dass die UN in Abstimmung mit der syrischen Regierung und den Rebellen "das Wohlergehen der Zivilisten" in Aleppo beobachtet.
Der Text ruft alle Konfliktparteien auf, Helfern einen "vollständigen, unmittelbaren, bedingungslosen, sicheren und ungehinderten Zugang" nach Aleppo zu ermöglichen. Räumungen dürften nur freiwillig erfolgen, die Menschen müssten ihr Ziel selbst bestimmen dürfen, heißt es weiter. Zurückgebliebene Bewohner müssten geschützt werden. US-Botschafterin Samantha Power erwartete für Montag eine einstimmige Verabschiedung im Sicherheitsrat. "Im Entwurf verblieben sind all die Kernklauseln, um der UN die Beobachtung zu ermöglichen und um mindestens hundert UN-Mitarbeiter abzustellen", sagte Power.
Die syrischen Rebellen waren nach einer wochenlangen Großoffensive von Regierungssoldaten und deren Verbündeten auf eine kleine Enklave im Osten Aleppos zurückgedrängt worden. Vergangene Wochen stimmten die Aufständischen einem Abkommen zu, das den Abzug von Kämpfern und Bewohnern vorsieht.