Krieg in Libyen:Gaddafi-Getreue greifen Öl-Raffinerie an

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Die Anhänger Gaddafis geben nicht auf: In der Nähe der Stadt Ras Lanuf attackieren sie eine Ölraffinerie. Auch im Kampf um die letzten verbliebenen Hochburgen stoßen die libyschen Rebellen auf erbitterten Widerstand. Ein Sprecher des libyschen Übergangsrates räumt ein, man habe den Kampfeswillen der Gaddafi-Getreuen unterschätzt. Muss die Nato ihren Libyen-Einsatz verlängern?

Während des Bürgerkriegs war die Ölproduktion in Libyen fast komplett zum Stillstand gekommen, erst am Wochenende hatte Libyens Übergangsregierung erklärt, die Förderung sei wieder angelaufen. Keine 48 Stunden später nutzten die Anhänger des gestürzten lybischen Machthabers Gaddafi eine Ölraffinerie, um zu zeigen, dass mit ihnen noch zu rechnen ist: Bewaffnete Männer in einer Kolonne aus bis zu 40 Fahrzeugen stürmten eine Rafinerie nahe der Hafenstadt Ras Lanuf im Osten des Landes.

Libysche Rebellen rücken auf Bani Walid vor: Im Kampf um eine der letzten Gaddafi-Hochburgen stoßen sie auf heftigen Widerstand. Kämpfer Gaddafis griffen unterdessen eine Ölraffinerie im Osten des Landes an. (Foto: dpa)

15 Wachleute seien getötet worden, berichtete ein verletzter Raffineriearbeiter. Die Angreifer hätten versucht in die Raffinerie zu gelangen, "aber sie haben es nicht geschafft", sagte Mohammed Sawawi, ein Sprecher des Übergangsrates. Durch den Beschuss sei nur das Tor der Raffinerie beschädigt worden, nicht aber die Anlage selbst. Mindestens 15 Angreifer wurden getötet, wie ein Kommandeur der Rebellen erklärte.

Kampf um letzte Gaddafi-Hochburgen

Der Angriff auf die Raffinerie in den Gebieten unter der Kontrolle der neuen libyschen Führung sollte offenbar die Aufmerksamkeit der Rebellen-Kämpfer von den zwei verbliebenen Gaddafi-Hochburgen Bani Walid und Sirte ablenken. Bei ihrem Sturm auf Bani Walid lieferten sich die Rebellen nach Angaben des Nationalen Übergangsrates heftige Straßenkämpfe mit etwa 1000 Getreuen Gaddafis. Den nördlichen Teil der Stadt brachten die Aufständischen weitgehend unter ihre Kontrolle.

Anwohner flüchteten aus der Stadt. Augenzeugen sagten, es gebe keinen Strom und kein fließendes Wasser in der Stadt. Den Geschäften gingen die Nahrungsmittel aus. Die Rebellen rückten auch weiter auf Gaddafis Geburtsstadt Sirte vor. Von dort aus waren nach Angaben von Augenzeugen auch die Gaddafi-Kämpfer gekommen, die die Raffinerie angriffen.

Der Übergangsrat hatte den Gaddafi-Einheiten eine Frist bis zum Wochenende gesetzt, ihre Waffen niederzulegen und die Bastionen aufzugeben. Allerdings habe man den Kampfeswillen der letzten Anhänger Gaddafis unterschätzt, zitierte der arabische Nachrichtensender al-Dschasira einen Sprecher des Übergangsrates. Libyen werde nicht als befreit erklärt werden, solange nicht alle Städte unter Kontrolle der Rebellen seien, ließ die Übergangsregierung weiter erklären.

An diesem Montag meldete sich auch Gaddafi selbst erneut zu Wort: Dem Bericht des syrischen TV-Senders Arrai forderte er seine Getreuen auf, sich den Rebellen nicht zu ergeben. Sie kolonialisierten das Land, hieß es in einer Botschaft Gaddafis. Der Eigner des Senders erklärte, man habe Gaddafi im Fernsehen zeigen wollen, den Auftritt aus Sicherheitsgründen aber verschieben müssen. "Gaddafi sollte inmitten seiner Kämpfer gezeigt werden und nicht aus Venezuela oder Niger oder irgendwo sonst", sagte er.

Mögliche Verlängerung des Nato-Einsatzes

Über Bani Walid, das etwa 150 Kilometer südöstlich von der Hauptstadt Tripolis liegt, waren erneut Kampfflugzeuge der Nato zu hören. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sagte in London, das Bündnis sei bereit, die Angriffe solange wie nötig fortzusetzen. Die Allianz werde in dieser Woche über die Verlängerung des Libyen-Einsatzes diskutieren. Das derzeitige Mandat läuft am 27. September aus.

Eine Verlängerung sei möglicherweise nötig, weil die Teile des alten Regimes noch immer eine Bedrohung für die Bevölkerung darstellten. Rasmussen versicherte gleichzeitig, die Nato wolle ihr Engagement nicht in die Länge ziehen und es so schnell beenden, wie die Umstände es erlaubten.

Am Sonntag war Al-Saadi Gaddafi, einer der Söhne des libyschen Ex-Machthabers Muammar al-Gaddafi, nach Niger geflohen. Der nigrische Justizminister Marou Amadou sagte, der Gaddafi-Sohn sei im Norden seines Landes abgefangen worden.

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