Krieg in der Ukraine:Niederlande und Dänemark sagen "F-16"-Kampfjets zu

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Der ukrainische Präsident Selenskij (2. v. r.) und der niederländische Premier Rutte (links daneben) besichtigen im August einen "F-16"-Kampfjet. (Foto: Peter Dejong/dpa)

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij spricht von einem Durchbruch. Tatsächlich eingesetzt werden dürften die Kampfflugzeuge allerdings erst im kommenden Jahr.

Von Nicolas Freund

Erst vergangene Woche hatten die Vereinigten Staaten die Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen durch europäische Länder an die Ukraine genehmigt, nun wurden sie dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij bereits fest zugesagt. Bei dessen Besuch in den Niederlanden versprach Ministerpräsident Mark Rutte am Sonntag die Lieferung der Kampfflugzeuge, wobei die Zahl noch ungeklärt ist. Aus Dänemark hat Selenskij eine Zusage für 19 Jets. Die Flugzeuge sind bei der Gegenoffensive Kiews einsetzbar, aber auch beim Abfangen russischer Kampfjets können sie eine wichtige Rolle spielen. Ein Großteil der Raketen, die fast täglich ukrainische Städte treffen, wird von russischen Jets aus gestartet.

Die Niederlande verfügen über exakt 42 F-16-Jets. Wie viele davon die Ukraine erhalten wird, ist unklar. Selenskij hatte nach seinem Besuch in den Niederlanden gesagt, er erwarte 42 Maschinen. Allerdings ist bislang nicht geklärt, ob in dieser Rechnung die später aus Dänemark zugesagten Jets schon enthalten waren oder diese noch dazu kommen. Der ukrainische Präsident sprach angesichts der Einigung von einem "Durchbruch". Auf Telegram veröffentlichte er ein Selfie von sich mit einem breiten Lächeln und Rutte vor einem Kampfjet und schrieb: "Mit dem heutigen Tag wird es konkret. Sie werden am ukrainischen Himmel sein."

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Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sagte der Ukraine am Sonntag bei einer Pressekonferenz mit Selenskij 19 Maschinen fest zu. Die ersten sechs Flugzeuge sollen demnach bereits um den Jahreswechsel geliefert werden. Der Plan sei, acht im kommenden Jahr zu liefern und fünf weitere im Jahr darauf. Es müsse laut beiden Ländern allerdings erst das ukrainische Personal entsprechend ausgebildet werden. Gerechnet wird mit einem Einsatz der Flugzeuge im Krieg in der Ukraine erst im kommenden Jahr.

Selenskij ist derzeit in Europa unterwegs, um weitere militärische Unterstützung für die Ukraine einzuwerben. In der Nähe von Stockholm traf er am Samstag den schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson, am Sonntag reiste er weiter nach Dänemark. Laut Selenskij habe man eine Vereinbarung über die Lieferung und Produktion von Panzern des Typs CV 90 getroffen. Diese sollen künftig auch in der Ukraine produziert werden. "Genau das, was wir an der Front brauchen", schrieb Selenskij in seinem täglichen Statement in der Nacht auf Sonntag. Der CV 90 ist ein Schützenpanzer, der bei schnellen Vorstößen zum Einsatz kommen kann. An dem Artilleriesystem Archer sollen ukrainische Soldaten in Schweden ausgebildet werden. Selenskij teilte außerdem mit, ukrainische Piloten würden bereits im Umgang mit schwedischen Gripen-Kampfjets ausgebildet. Ob Flugzeuge dieses Typs an die Ukraine geliefert werden sollen, ist allerdings noch nicht klar.

Das Zentrum von Tschernihiw nach dem russischen Raketenangriff. (Foto: Valentyn Ogirenko/Reuters)

In der Ukraine gehen die Kämpfe indes unvermindert weiter. In der nordukrainischen Stadt Tschernihiw schlug am Samstag auf dem zentralen Krasna-Platz eine Rakete ein. Bei dem Angriff sind laut ukrainischen Angaben sieben Menschen getötet worden, 148 wurden verletzt. Viele der Opfer waren nach einem Gottesdienst auf dem Weg nach Hause, andere sind in ihren Autos von Splittern getroffen worden. Der Samstag war in der Ukraine ein orthodoxer Feiertag. Der weitläufige Krasna-Platz mit einem angrenzenden Park wird teilweise als Parkplatz genutzt, in den umliegenden Gebäuden gibt es viele gut besuchte Geschäfte, Restaurants und Cafés. Tschernihiw war zu Beginn des Krieges belagert worden, in den vergangenen Monaten war die Region aber vergleichsweise selten von der russischen Armee mit Raketen und Drohnen angegriffen worden, viele Ukrainer hatten sich dort sicher gefühlt. Selenskij, der gerade in Schweden war, kündigte Gegenmaßnahmen an: "Ich bin sicher, dass unsere Soldaten Russland eine Antwort auf diesen Terroranschlag geben werden."

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