Es waren harte Worte, die Rupert Murdoch nach einem Treffen mit Mitt Romney via Twitter verschickte. "Es wird schwer, Obama zu schlagen, wenn er sich nicht von alten Freunden trennt und Profis engagiert", sorgt sich der konservative Medien-Mogul. Nur wenige Tage später fällt die Kritik ausführlicher aus: Das Wall Street Journal, Leib-und-Magen-Blatt der Konservativen, klagt über "unnötige Fehler" und eine Wahlkampfzentrale, die "verwirrt" und "politisch dumm" sei.
Besonders erbost ist das Journal, das wie Fox News zum Medienimperium des gebürtigen Australiers Murdoch gehört, über Romneys Kehrtwende zum Obamacare-Urteil. Tagelang hatte Romney erklärt, er sehe - im Gegensatz zur Mehrheit der Republikaner - die Strafe für Verweigerer nicht als Steuer an. Diese Position bekräftigte sein Berater Eric Fehrnstrom noch am Montag im TV-Interview, bevor sein Chef am Nationalfeiertag zurückruderte - und seinem Wendehals-Image alle Ehre machte.
Der Vorwurf des Journal: Damit die von Romney in Massachusetts eingeführte Gesundheitsreform nicht ebenfalls als Steuererhöhung bezeichnet werden kann, habe dieser eine Riesenchance verpasst. "Drei Viertel der Bürger, welche die Steuer zahlen müssen, verdienen weniger als 120.000 Dollar." Obama könne also nicht behaupten, er belaste nur reiche Amerikaner und verschone die Mittelklasse.
Wie die New York Times berichtet, ist es dem Obama-Herausforderer nicht gelungen, ein gutes Verhältnis zu dem 81-jährigen Murdoch aufzubauen. Murdoch, der zuvor euphorische Tweets über Rick Santorum und New Jerseys Gouverneur Chris Christie versendet hatte, habe sich bei einem Treffen im Dezember keine Mühe gegeben, seinen "Mangel an Begeisterung" Romney gegenüber zu verbergen, wird ein Redakteur des Wall Street Journal zitiert.
Doch auch wenn der prinzipientreue Mormone Romney dem dreimal verheirateten Murdoch, der sein Geld auch mit Revolverblättern wie der britischen Sun verdient, suspekt sein dürfte, besteht kein Zweifel, dass beide der Wunsch eint, Präsident Barack Obama eine zweite Amtszeit zu verweigern.
Und so attackiert der Leitartikel vor allem Romneys Wahlkampfteam - namentlich Eric Fehrnstrom ( der Berater leistete sich mit seinem Etch-a-Sketch-Spruch schon einen groben Schnitzer) und Sprecherin Andrea Saul. Das Team in Boston sei "politisch dumm", wenn es denke, dass die Biografie des Kandidaten ausreiche, um am 6. November zu siegen.
"Gefährliche Selbsttäuschung"
Auf die Attacken des Obama-Lagers, die seit Wochen Romneys Vergangenheit als Finanzinvestor bei Bain Capital ausschlachten, habe es keine passende Reaktion gegeben. Und falls die Strategen auf die wenig überraschenden Clips zu den Auslandskonten des Multimillionärs Romney keine Antwort finden sollten, sollten die "Boston Boys" wegen Unfähigkeit gefeuert werden, ätzt die Zeitung.
Auch Bill Kristol, einflussreicher Kolumnist des konservativen Weekly Standard, klagt über die "gefährliche Selbsttäuschung" des Romney-Lagers und zieht Parallelen zu John Kerry und Michael Dukakis. Beide schafften es nicht ins Weiße Haus.
Der Washington Post zufolge plant Romney, weitere PR-Experten einzustellen, am innersten Kreis seiner Vertrauten will er allerdings festhalten. Den Beweis, wie aggressiv die von Murdoch per Twitter gelobten Profis in Obamas Zentrale in Chicago sind, lieferte Chefberater David Axelrod, der Meister des 140-Zeichen-Spins: " Wenn es die Tea Party und Kongress-Republikaner schaffen, Mitt zu einem 180-Grad-Wechsel bei der Gesundheitsreform zu zwingen, was werden sie erst anstellen, wenn er im Weißen Haus sitzt?"
Linktipp: Der Leitartikel aus dem Wall Street Journal ist hier nachzulesen.