Konflikte:Wieder Luftangriffe auf Rebellengebiete im Norden Syriens

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Angriff auf Hilfskonvoi: Auch die Hoffnungen zur Versorgung notleidender Zivilisten wurde mit den Bomben zerstört. (Foto: Syrian Red Cresent / Handout)

Damaskus/Washington (dpa) - Nach dem Angriff auf Lastwagen eines Hilfskonvois in Syrien haben Kampfflugzeuge im Norden des Landes weitere Luftangriffe auf Rebellengebiete geflogen.

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Damaskus/Washington (dpa) - Nach dem Angriff auf Lastwagen eines Hilfskonvois in Syrien haben Kampfflugzeuge im Norden des Landes weitere Luftangriffe auf Rebellengebiete geflogen.

Die Jets hätten ein Gebiet nördlich der Großstadt Aleppo bombardiert, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.

Südlich der Stadt kam es zwischen Anhängern der Regierung und Regimegegnern zu Kämpfen um eine Versorgungsroute. Syrische und russische Jets hätten das Gebiet bombardiert.

Syriens Armee hatte die Waffenruhe nach einer Woche für beendet erklärt. Kampfjets flogen danach mehr als 40 Angriffe auf die Provinz Aleppo und die gleichnamige Stadt. Mindestens 38 Menschen kamen nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte ums Leben.

Getroffen wurden in dem Ort Orem al-Kubra den UN zufolge auch Laster eines Hilfskonvois und ein Lagerhaus. Die Laster hatten zuvor Hilfsgüter mehrerer Hilfsorganisationen gebracht.

Ein Mitarbeiter der syrischen Hilfsorganisation Weißhelme erklärte in einem Video aus Orem al-Kubra, ein Hubschrauber des Regimes habe Fassbomben über dem Ort abgeworfen. Dafür gab es zunächst keine unabhängige Bestätigung.

Für Hunderttausende notleidende Zivilisten in belagerten Städten schwanden damit die Hoffnungen, mit Hilfsgütern versorgt zu werden. Nur einige Konvois erreichten vor dem Ende der Waffenruhe ihre Ziele. Einer von ihnen wurde jedoch in dem Ort Orem al-Kubra südwestlich von Aleppo von Bomben getroffen, sagte der UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brian. 18 von 32 Lastwagen seien zerstört worden. Insgesamt starben bei den Luftangriffen nach Angaben von Aktivisten mindestens 36 Menschen, davon 12 bei dem Luftangriff auf den Hilfskonvoi.

Zur Frage, wer den Konvoi angriff, gab es zunächst keine Angaben. Aktivisten machten Syriens und Russlands Luftwaffe für die Bombardierung verantwortlich. Ein US-Regierungsbeamter erklärte, nur Russland oder das syrische Regime könnten hinter dem Angriff stehen. „Es war kein Luftangriff von unserer Koalition. Das lässt nur zwei Möglichkeiten für Länder offen, die in Syrien operieren.“ Russland sei in jedem Fall verantwortlich. Es liege nun an Moskau, zu zeigen, dass man noch ein Interesse an der Ernsthaftigkeit des Anliegens habe. Der Beamte, der namentlich nicht genannt werden wollte, sprach von einer „abscheulichen Attacke“.

Die Armeeführung begründete die Wiederaufnahme der Luftrangriffe mit Angriffen der Rebellen. „Bewaffnete terroristische Gruppen“ hätten sich nicht an die Umsetzung der Abmachung gehalten, teilte die Armee nach Angaben der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana mit.

Die USA wollten die Vereinbarung über die Waffenruhe am Montag noch nicht verloren geben. Man sei bereit, die Feuerpause zu verlängern, sagte der Sprecher des Außenministeriums, John Kirby, in einer Mitteilung. Man habe die Äußerungen der syrischen Armee gesehen. Die Vereinbarung sei aber mit Russland getroffen worden. Moskau sei dafür verantwortlich, dass sich das syrische Regime daran halte. „Wir erwarten, dass Russland Klarheit über die eigene Position schafft“, sagte Kirby.

Russland reagierte auf die amerikanischen Äußerungen zunächst nicht. Die Nachrichtenagentur Interfax meldete am Montagabend ohne Nennung weiterer Details lediglich, dass sich der syrische Botschafter in Moskau, Riad Haddad, mit Vize-Außenminister Michail Bogdanow getroffen habe.

Der russische Verteidigungspolitiker Franz Klinzewitsch machte die USA für das Scheitern der Feuerpause verantwortlich. „Es ist wirklich bedauerlich, dass die Amerikaner diese friedlichen Gespräche gezielt zum Scheitern gebracht haben“, sagte er der Interfax.

Zuvor hatte Russland schon heftige Vorwürfe gegen die USA erhoben. Sie hätten nicht eine der Anfang des Monats ausgehandelten Vereinbarungen eingehalten, sagte Generalleutnant Sergej Rudskoi vom russischen Generalstab in Moskau.

Machthaber al-Assad kritisierte den Angriff der US-geführten Koalition auf syrische Truppen am Wochenende als „offene amerikanischen Aggression“, die der IS-Terrormiliz diene. Bei dem Luftangriff der US-Koalition auf die syrischen Truppen waren mindestens 90 Soldaten getötet worden.

Nach sieben Tagen Waffenruhe sollte eigentlich die nächste Stufe der Vereinbarung zwischen den USA und Russland umgesetzt werden. Diese sah vor, dass beide gemeinsam und koordiniert gegen Terrorgruppen vorgehen, etwa die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) oder die Fatah-al-Scham-Front (früher: Al-Nusra), die eng mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbunden ist.

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