Kommunen - Hamm:Hamm verbietet Feste: Laumann gegen Party-Kontrollen daheim

Corona
Mundschutzmasken. Foto: Rene Traut/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Hamm (dpa/lnw) - Die Stadt Hamm in Westfalen hat nach einem Corona-Ausbruch und einhergehenden strengeren Regeln für private Feiern am Wochenende vier Feste untersagt. Wie ein Stadtsprecher am Sonntag sagte, handelte es sich dabei um ein sogenanntes Henna-Fest, eine Verlobung und zwei - nicht runde - Geburtstage. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) betonte unterdessen, dass man ab 1. Oktober zwar die Vorgaben für private Partys in angemieteten Räumen verschärfen werde - die eigenen vier Wände blieben aber außen vor.

"Wir sind der Meinung, dass der Staat, wenn irgend möglich, bei privaten Feiern in einer Wohnung oder in der Garage nichts zu suchen hat. Wir wollen nicht mit dem Ordnungsamt in die Wohnungen oder Häuser, weil wir die Privatsphäre achten", sagte Laumann der Zeitung "Die Welt". Private Feiern mit mehr als 50 Personen in angemieteten Räumen müssten dagegen dem Gesundheitsamt zwei Wochen vorher mit kompletter Gästeliste angemeldet werden. "Ehe man ein Verbot erlässt, kann man auf diese Weise mit dem Wunsch nach Feiern umgehen. Das A und O ist eine funktionierende Nachverfolgung", sagte Laumann der "Welt".

Wie so etwas ablaufen kann, lässt sich bereits in Hamm beobachten. Die Stadt hat nach dem Corona-Ausbruch durch eine Großhochzeit mit Veranstaltungen an drei Tagen bereits ein Meldesystem eingeführt. Elf größere private Veranstaltungen habe man am Wochenende genehmigt, so ein Sprecher der Stadt. Bei allen habe man kontrolliert, ob sich alle an die Vorgaben halten. Es habe keine Auffälligkeiten gegeben - "es musste keine Feier abgebrochen oder aufgelöst werden."

Aktuell gebe es in Hamm 207 akut Infizierte - die Zahl sei damit erstmals seit Bekanntwerden des Ausbruchs gesunken, so die Stadt. Von 15 Neuinfektionen stünden nach aktuellem Stand noch immer sieben im direkten Zusammenhang der Großhochzeit. Da in Hamm am Sonntag mehr als 2700 Menschen in Quarantäne waren, bot die Stadt zur Stichwahl des Oberbürgermeisters einen besonderen Service an: Mitarbeiter brachten die Briefwahlunterlagen am Wahltag selbst bei Bedarf bei den Betroffenen vorbei - und nahmen den Umschlag auch wieder mit. Wieviele Menschen von dem Angebot Gebrauch machten, blieb zunächst unklar.

In der ebenfalls von Corona stark betroffenen Stadt Remscheid schickt jetzt die Bundeswehr Unterstützung. Zehn sollen bei Corona-Tests und der Kontakt-Nachverfolgung von Infizierten helfen. Wie die Stadt am Wochenende mitteilte, hatte Minister Laumann (CDU) sich vorher telefonisch bei Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) gemeldet und entsprechende Hilfe angeboten. Bei der wichtigen Kennzahl von Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen lag Remscheid laut Robert Koch-Institut am Sonntag bei 72,1.

Nach einem Corona-Ausbruch bei einem Geflügelverarbeiter in Emsdetten (Kreis Steinfurt) wurde am Sonntag dort die öffentliche Ergebnispräsentation der Bürgermeister-Stichwahl abgesagt. "Auch wenn wir die Corona-Infektionen sehr auf die Beschäftigen von Allfrisch eingrenzen können, ist es derzeit einfach nicht die Zeit für eine öffentliche Veranstaltung", sagte Bürgermeister Georg Moenikes (CDU), der selbst nicht mehr zur Wahl antrat. Er habe sich mit den beiden Stichwahlkandidaten darüber verständigt.

Bis Freitag wurden laut dem Kreis Steinfurt 296 Tests auf dem Gelände der Geflügel-Firma gemacht, davon seien 50 positiv gewesen. Man erwarte noch die Ergebnisse von 39 weiteren Tests, die mobil vorgenommen worden seien. In der Stadt wurden derweil zwei Häuser umzäunt, in denen jeweils mehrere Arbeiter der Firma leben. Es gehe dabei vor allem darum, die Situation zu visualisieren, so eine Kreissprecherin. Einen Wachschutz gebe es an den Zäunen nicht, die Polizei schaue bei ihren Streifenfahrten vorbei.

Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen in Emsdetten war seit Mittwoch stark angestiegen. In den vergangenen sieben Tagen seien im Kreis Steinfurt "zwar nur" 16 Corona-Infektionen pro 100 000 Einwohner festgestellt worden, aber würde man diesen Wert "isoliert nur für Emsdetten betrachten, läge dieser Wert bei 105", hatte Moenikes am Samstag mitgeteilt.

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