Görlitz:DGB-Chef: Görlitzer Solidarität hat Zeichen gesetzt

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Görlitz (dpa/sn) - Ihre wehrhaften Schilder haben sie wieder dabei: "Kampf um Arbeitsplätze" und "Zukunft für die Region" steht auf den metallgrau-gestrichenen Pappen. Auf ihren T-Shirts tragen die jungen Männer die Aufschrift "Siemens". Doch an diesem Dienstag bleiben die Auszubildenden und Werkstudenten des Görlitzer Turbinenherstellers im Hintergrund.

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Görlitz (dpa/sn) - Ihre wehrhaften Schilder haben sie wieder dabei: „Kampf um Arbeitsplätze“ und „Zukunft für die Region“ steht auf den metallgrau-gestrichenen Pappen. Auf ihren T-Shirts tragen die jungen Männer die Aufschrift „Siemens“. Doch an diesem Dienstag bleiben die Auszubildenden und Werkstudenten des Görlitzer Turbinenherstellers im Hintergrund.

Sie sind Gäste des „Danke-Festes“ der IG Metall unter dem Motto „Görlitz bleibt - Unser gemeinsamer Erfolg“ auf dem Marienplatz der Neiße-Stadt. Mehr als zwei Jahre hat die Gewerkschaft mit den Menschen für die Werke von Siemens wie Bombardier gekämpft. „Es ist ein großer Erfolg, dass beide Standorte erhalten werden konnten. Dafür sagen wir: Danke. Doch der Weg ist noch nicht zu Ende“, sagt Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen.

Denn die Stimmung unter den Mitarbeitern beim Fahrzeughersteller Bombardier ist immer noch schlecht. Anfang 2016 kündigte der kanadische Konzern aufgrund von Umstrukturierungen massive Einschnitte bei den Arbeitsplätzen an der Neiße mit einer möglichen Schließung des Werks an. In diesem Frühjahr schließlich teilte das Unternehmen mit, dass künftig am Standort Wagenrohbauten gefertigt werden sollen und betriebsbedingte Kündigungen bis Ende des Jahres 2019 ausgeschlossen seien.

Seitdem befinde sich das Werk im „Schwebezustand“, sagt der Bombardier-Betriebsratsvorsitzende René Straube. „Wir möchten, dass die vereinbarten Prozesse umgesetzt und die Auslastungszusagen eingehalten werden.“ Diese derzeit noch fehlende Perspektive sieht auch Otto. „Wir sind aufgrund der Auftragslage in Deutschland und Europa immer noch in großer Sorge um den Betrieb. Zudem kommt das Unternehmen mit dem Umbau nicht voran.“

Der Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege (parteilos) richtet ebenso deutliche Worte an Bombardier Transportation. Es seien Entscheidungen auf Managerebene getroffen worden, die den Standort ausbluten lassen könnten. „Zurzeit steuern wir auf eine verlängerte Werkbank zu“, stellt das Stadtoberhaupt fest.

Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bekräftigt, dass die Landesregierung bereit sei, sich für den Bombardier-Standort zu engagieren. Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) werde in Kürze nach Kanada zur Konzernspitze reisen. „Wir brauchen eine Unternehmensführung, die nach vorn gehen will. Wer nicht weiß, wohin er will, kann keinen vernünftigen Kurs gehen.“

Gleichzeitig liege mit Energiewende und Strukturwandel eine weitere Herausforderung vor der Lausitz. „Wir brauchen hier eine gute Infrastruktur, Neuansiedlungen, Forschung und Entwicklung - und vor allem leistungsfähige Unternehmen“, unterstreicht Kretschmer.

Ein solches Unternehmen könnte in Ottos Augen Siemens sein. Der Konzern hat seine Schließungspläne für Görlitz mittlerweile ad acta gelegt und will dort die weltweite Zentrale für das Industriedampfturbinengeschäft aufbauen. „Rund um das Turbinenwerk müssen wir niemanden verlieren, da könnten sogar neue Arbeitsplätze angesiedelt werden“, sagt der Gewerkschafter.

Otto ist zudem sicher, dass der Osten Sachsens Energieregion bleibt - unter neuem Vorzeichen. Beim Kamenzer Batteriehersteller „Accumotive“ etwa wachse eine ganz neue Industrie-Ära, die Gestaltungsspielraum lasse. „Wir brauchen einen neuen Lichtkegel auf die Region. Dafür werden wir miteinander kämpfen.“

Das solidarische Zusammenstehen habe aus Görlitz heraus ein Zeichen gesetzt, dass deutschlandweit wahrgenommen worden sei, lobt DGB-Vorsitzender Reiner Hoffmann auf dem Dankeschön-Fest. Er appelliert an die soziale Verantwortung der Unternehmen - auch für die Menschen der Region. „Unternehmenserfolg hängt davon ab, dass Mitarbeiter - hochqualifiziert und engagiert - manchmal mehr als acht Stunden den Buckel krumm machen.“

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