Frankfurt am Main:Reformgruppen: Es geht nicht um Wunschkatalog

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Reformgruppen und Betroffene sexueller Gewalt in der katholischen Kirche haben am Dienstag vor der vierten Synodalversammlung des Reformprozesses der...

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Frankfurt/Main (dpa) - Reformgruppen und Betroffene sexueller Gewalt in der katholischen Kirche haben am Dienstag vor der vierten Synodalversammlung des Reformprozesses der katholischen Kirche in Deutschland Mut und Haltung gefordert. Es gehe nicht um einen „Wunschkatalog von Reformen, sondern um die Behebung von Missständen, die im krassen Widerspruch zu christlichen Botschaften stehen“, sagte Christian Weisner von der Initiative „Wir sind Kirche“. Konkret nannte er Machtmissbrauch, Vertuschung, menschenfeindliche Sexualmoral und die Diskriminierung der Frauen.

Am Donnerstag treffen die katholischen Bischöfe Deutschlands mit Vertretern von Laien, Ordensleuten und kirchlichen Mitarbeitern in Frankfurt zur vierten Synodalversammlung des Synodalen Weges zusammen. Die Reformer wollen Änderungen erreichen in der kirchlichen Sexualmoral, der Rolle von Frauen in der Kirche und im Umgang mit dem Zölibat, der verpflichtenden Ehelosigkeit katholischer Priester. Auslöser des Reformprozesses war die massive Vertrauenskrise nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals.

„Der Synodale Weg und all das, was sich in den fast drei letzten Jahren in diesem Prozess ereignete, hat - kirchengeschichtlich betrachtet - Fenster geöffnet“, sagte Agnes Wuckelt von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (kfd), selbst Mitglied des Synodalen Wegs. „Wir wollen die Chancen nutzen, die sich dadurch ergeben.“

Auch wenn etwa im Bistum Limburg „Aufbruch und Neuanfang überall spürbar“, seien, bestehe großes Misstrauen, „ob die Bischöfe wirklich mutig vorangehen, Haltung und Verantwortung übernehmen, oder ob sie nicht doch einknicken und unterwürfig und gehorsam im römischen Nebel verschwinden“, sagte Monika Humpert von der Initiative Maria 2.0, die sich unter anderem für Frauen als Priesterinnen einsetzt. Scheitere der Synodale Weg, sei das auch das Ende eines Weges zu einer offenen, lebens- und menschenfreundlichen Kirche.

Zugleich gab es Kritik: „Wenn mit demselben Engagement, wie man ihn auf dem Synodalen Weg bei vielen Beteiligten feststellt, auch Aufarbeitung und Anerkennung betrieben würde, wäre eine Überwindung der Missbrauchskrise sicherlich greifbarer“, sagte Johannes Norpoth, der Sprecher des Betroffenenrates von Missbrauchsbetroffenen bei der Deutschen Bischofskonferenz. „So bleibt der Beigeschmack, auf der Wegstrecke die Wichtigsten zurückzulassen: Die Betroffenen sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche.“

© dpa-infocom, dpa:220906-99-650831/2

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