Kriminalität:Ruhrbischof will sich mehr um Missbrauchs-Opfer kümmern

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Essen (dpa/lnw) - Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat als Reaktion auf eine Studie zu sexuellem Missbrauch in seinem Bistum konkrete Verbesserungen angekündigt. „Wir müssen als Bistum ehrlich sein: Es hat in der Vergangenheit in unserer Bistumsverwaltung massive Versäumnisse bis hin zur aktiven Vertuschung gegeben“, sagte Overbeck am Dienstag in Essen. „Die abscheulichen Taten von Priestern“ seien „vertuscht, klein geredet oder durch Versetzungen und Lügen verheimlicht“ worden.

Den Opfern habe das Bistum oft keinen Glauben geschenkt. Dahinter habe auch die Vorstellung gestanden, „dass zuallererst die Kirche und ihre Priester zu schützen seien“. Auch in jüngeren Jahren sei das Bistum „noch allzu oft von diesen Situationen massiv überfordert“ gewesen, sagte Overbeck, der seit 2009 Bischof in Essen ist.

„Ich werde zukünftig die Betroffenen wie auch die Kirchengemeinden noch stärker in den Blick nehmen“, versprach Overbeck. Das Bistum müsse insgesamt professioneller im Umgang mit dem Thema sexueller Missbrauch werden - etwa im Personalbereich und in der Kommunikation mit Opfern und betroffenen Kirchengemeinden. Noch in diesem Jahr solle es zudem verlässliche Regeln geben, wie das Bistum etwa Therapiekosten übernehmen und auch darüber hinaus „unbürokratische Hilfen“ leisten könne. „Oft stehen wir, denke ich, immer noch am Anfang“, sagte der Ruhrbischof.

Das Münchner Institut IPP hatte am Dienstag eine unabhängige Studie zum Missbrauch im Ruhrbistum vorgestellt. Nach Angaben des Bistums wurden bislang 423 Fälle von sexuellem Missbrauch vor allem durch Priester und Ordensleute gemeldet. Die Zahl liegt damit deutlich höher als bisher bekannt.

© dpa-infocom, dpa:230214-99-590283/2

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