Aktuelles Lexikon:Kibbuz

Es war einmal ein Idyll: der Kibbuz Kfar Aza, fünf Kilometer vom Gazastreifen entfernt. (Foto: GIL COHEN MAGEN/AFP)

Israelische Form der Gemeinschaftssiedlung mit sozialistischen Wurzeln, jetzt aus grauenerregendem Anlass in den Schlagzeilen.

Von Joachim Käppner

"Es ist kein Krieg, es ist kein Schlachtfeld. Es ist ein Massaker." Das sagt der israelische Generalmajor Itai Veruv über den Massenmord, den Hamas-Terroristen im Kibbuz Kfar Aza begingen. Ein Kibbuz ist eine aus den Gründerzeiten des heutigen Israel stammende Gemeinschaftssiedlung. Das erste Dorf dieser Art gründeten jüdische Auswanderer aus dem Zarenreich 1910. Diese frühen Zionisten waren meist von anarchistischen und sozialistischen Ideen durchdrungen und verstanden sich als Pioniere der Erschließung des Landes. Außerdem diente der frühe Kibbuz als Wehrsiedlung. Das Kollektiv bestimmte das Leben, jedoch unter strikter Basisdemokratie und Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Privateigentum war auf das Persönlichste beschränkt, Mahlzeiten wurden gemeinsam im Speisesaal eingenommen, der auch Mittelpunkt des sozialen Lebens war; selbst die Kindererziehung war vergemeinschaftet. Viele Politiker der lange dominierenden Arbeitspartei und Elitesoldaten stammten aus Kibbuzim. Obwohl die große Zeit dieser Lebensform schon seit den 1970ern vorüber ist und die Gemeinschaft dort nicht mehr so absolut gelebt wird, gibt es in Israel noch etwa 270 Kibbuzim. Zuletzt kam es zu einer gewissen Wiederbelebung der Idee durch junge Städter.

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