Saudi-Arabien:Kronprinz nennt Tötung Khashoggis "abscheulichen Vorfall"

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Mohammad bin Salman äußerte sich erstmals zur Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi. (Foto: AFP)
  • Erstmals seit dem Verschwinden des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi äußert sich der Kronprinz Saudi-Arabiens, Mohammad bin Salman, zu dem Fall.
  • Er bezeichnet die Tötung Khashoggis als "abscheulichen Vorfall" und verspricht, an der Aufklärung des Falles mitzuwirken.
  • Zuvor telefonierte bin Salman mit dem türkischen Präsidenten Erdoğan.

Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman hat die Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi als "abscheulichen Vorfall" verurteilt. Bei einem Wirtschaftsforum in Riad versprach der Kronprinz, den Fall aufzuklären: "Die Gerechtigkeit wird siegen." Saudi-Arabien unternehme alle Schritte, um die Ermittlungen in dem Fall abzuschließen und die "Verbrecher" vor Gericht zu bringen. Es waren die ersten öffentlichen Äußerungen des Thronfolgers zu dem Fall.

Die Tat habe den Saudis aber auch allen anderen Menschen Schmerz bereitet und könne durch nichts gerechtfertigt werden, sagte der Kronzprinz. Dazu, wer für den Tod Khashoggis verantwortlich war, äußerte er sich nicht.

Bin Salman betonte den Willen zu einer guten Zusammenarbeit mit der Türkei. Zuvor hatte er mit dem türkischen Präsident Recep Tayyip Erdoğan telefoniert, um über "die notwendigen gemeinsame Bemühungen und Schritte, um sämtliche Aspekte des Mordes an Jamal Khashoggi" zu sprechen, wie das Präsidialamt in Ankara mitteilte. Demnach einigten sie sich darauf, gemeinsam Licht in den Fall zu bringen.

Saudi-Arabien hatte nach massivem internationalem Druck eingeräumt, dass Jamal Khashoggi Anfang des Monats im Istanbuler Konsulat des Landes getötet worden war. Demnach kam der kritische Journalist bei einer Schlägerei ums Leben. Allerdings gibt es an dieser Version erhebliche Zweifel. Der türkische Präsident sprach am Dienstag von einem "brutalen Mord". Zahlreiche Hinweise deuten darauf hin, dass Personen aus dem engeren Umfeld Mohammed bin Salmans an der Tat beteiligt waren.

Angespanntes Verhältnis zwischen Türkei und Saudi-Arabien

Die türkische Regierung hat bisher direkte Schuldzuweisungen an die saudi-arabische Führung vermieden, doch veröffentlichen türkische Medien fast täglich neue Details aus den Polizeiermittlungen, die den Kronprinzen belasten und den Druck auf Riad aufrecht erhalten. So berichtete eine Zeitung, dass der Chef des zur Tötung Khashoggis entsandten Kommandos mehrfach am Tag der Tat mit dem Büroleiter des Kronprinzen telefoniert habe.

Das Verhältnis zwischen Ankara und Riad war bereits zuvor gespannt. Größter Streitpunkt ist die Haltung zum Islamismus. Die türkische Regierung unterstützt die islamistische Muslimbruderschaft, die die saudi-arabische Regierung als Terrororganisation bekämpft.

Zudem ist die Türkei der engste Verbündete Katars. Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und Bahrain hatten im Juni 2017 alle diplomatischen und wirtschaftlichen Verbindungen zu Katar gekappt und boykottieren es seither. Sie werfen dem Emirat vor, Terroristen zu unterstützen und sich in ihre jeweiligen inneren Angelegenheiten einzumischen. Eine der Forderungen des Quartetts ist die Schließung des türkischen Stützpunktes in Katar.

© SZ.de/AFP/dpa/bix - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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