Katholische Kirche:Woelki hält sich zurück

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Vor dem Kölner Dom protestiert ein Demonstrant am Aschermittwoch gegen die Rückkehr von Kardinal Woelki in dessen Erzbistum. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Beim Treffen der deutschen Bischöfe feiert der Kölner Kardinal überraschend nicht eine ihm traditionell vorbehaltene Messe. Woelki hatte zuvor Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten.

Von Annette Zoch, München

Kölns Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki hält sich kurz nach seiner Rückkehr ins Amt vorerst weiter in der zweiten Reihe. An der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe in der kommenden Woche werde er zwar teilnehmen, sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, der Süddeutschen Zeitung. Woelki werde am Mittwoch aber nicht die Frühmesse halten. "Diese wird vom stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Franz-Josef Bode, gefeiert", so Kopp.

Von kommendem Montag an treffen sich die Bischöfe vier Tage lang im oberfränkischen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen im Erzbistum Bamberg. Die Messe am Mittwochmorgen wäre eigentlich Kardinal Woelki vorbehalten. Bei den zweimal jährlich stattfindenden Bischofsversammlungen halten traditionell die beiden Kardinäle je einen der insgesamt vier Gottesdienste. Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx feiert den Gottesdienst am Dienstag. Den Eröffnungsgottesdienst am Montagabend hält der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing. Für den Mittwochsgottesdienst war bislang kein Prediger angekündigt, nun übernimmt der Osnabrücker Bischof Bode. Den Schlussgottesdienst hält der in diesem Jahr gastgebende Bischof, Bambergs Erzbischof Ludwig Schick.

Woelki hatte am Aschermittwoch seine Amtsgeschäfte als Erzbischof von Köln wieder aufgenommen, gleichzeitig aber bekannt gegeben, dass er Papst Franziskus seinen Amtsverzicht angeboten hatte. Franziskus will darüber noch entscheiden. Woelki hatte eine fünfmonatige Auszeit genommen, nachdem Papst Franziskus ihm schwere Fehler in der Kommunikation vorgeworfen hatte. Woelki hatte ein erstes Gutachten zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Diözese zunächst unter Verschluss gehalten und rechtliche Gründe angeführt und damit eine bis heute andauernde tiefe Vertrauenskrise im Erzbistum ausgelöst. Ein zweites Gutachten konnte die Vertrauenskrise nicht lösen. Seine Rückkehr war auf scharfe Kritik gestoßen.

Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine appellierte an Papst Franziskus, möglichst schnell über die Zukunft Woelkis zu entscheiden: Derzeit gebe es im Erzbistum eine "Hängepartie", sagte Kleine am Donnerstag im Deutschlandfunk. Entscheidungen zur Zukunft des kirchlichen Lebens im Erzbistum müssten aber schnell getroffen werden. Er fürchte, dass der Vatikan die Situation vor Ort nicht richtig im Blick habe.

Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken sieht Köln in einem Dilemma: "Einerseits fällt es aus christlicher Perspektive schwer, dem Kardinal die erbetene Chance auszuschlagen", sagte Picken. "Andererseits ist jedem klar, dass die Aussichten für eine gute Entwicklung nicht günstig erscheinen, weil die Fronten sehr verhärtet sind." Woelki selbst sagte dem ZDF, er wisse natürlich, dass es Menschen gebe, die ihn auch ablehnten. "Aber es gibt eben auch andere Menschen die sehr dankbar sind, dass ich da bin. Die Kirche ist eine große Familie, wir müssen miteinander umzugehen versuchen."

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