Kaschmir-Konflikt:Attacken zweier alter Feinde

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Zwischen Indien und Pakistan verschärfen sich die Spannungen: Als Antwort auf einen Anschlag bombardierte Delhi Stellungen pakistanischer Extremisten. Unklar blieb zunächst, ob jemand zu Schaden kam.

Von Tobias Matern, München

Der Konflikt zwischen den Atommächten Indien und Pakistan hat sich am Dienstag weiter verschärft. Nach eigener Darstellung bombardierte die indische Luftwaffe Stellungen pakistanischer Extremisten.

Die indische Regierung teilte mit, bei den Luftschlägen sei eine "hohe Zahl an Extremisten" getötet worden. Pakistan wies das zurück: Die Luftangriffe seien ohne Wirkung geblieben. Dennoch werde man angemessen auf die Verletzung des pakistanischen Luftraums reagieren. Bei Feuergefechten zwischen indischen und pakistanischen Soldaten in der umstrittenen Region Kaschmir sollen vier Menschen getötet worden, darunter zwei Kinder, jedenfalls meldete das am Dienstagabend die pakistanische Seite. Ausgelöst worden ist der neue Konflikt zwischen Delhi und Islamabad durch einen Angriff auf indische Sicherheitskräfte, dem 44 Menschen zum Opfer fielen. Die Attacke hatte die Extremistengruppe Jaish-e-Mohammed (JeM) für sich reklamiert. Indien und Pakistan haben sich in den Neunzigerjahren atomar hochgerüstet, als Grund nennen beide Seiten die jeweilige Bedrohung durch den anderen. Auch haben sie bereits Kriege um Kaschmir geführt. Seit Großbritannien sich im Jahr 1947 vom Subkontinent zurückgezogen hat und als Folge davon Indien und Pakistan entstanden, ist der Status Kaschmirs zwischen beiden Staaten umstritten. Beide kontrollieren Teile der Himalaya-Region, beanspruchen sie aber in Gänze. Mehrere extremistische Gruppen kämpfen gegen den indischen Staat, nach Darstellung Delhis werden viele von ihnen vom pakistanischen Geheimdienst gesteuert. Auch JeM agiert nach Indiens Darstellung mit Unterstützung des pakistanischen Sicherheitsapparats.

Pakistan weist solche Anschuldigungen stets zurück. Verschärft wird die aktuelle Krise durch die Lage in Indien: Premierminister Narendra Modi befindet sich im Wahlkampf, im Frühjahr stimmen die Menschen über eine neue Regierung ab. Bei einem Wahlkampfauftritt am Dienstag erwähnt er die Luftschläge indirekt: Die Nation "verbeuge sich vor unseren Helden". Allerdings ist Indiens angekündigte Strategie, Pakistan international isolieren zu wollen, bislang nicht aufgegangen. Die USA sind auf Islamabads Unterstützung für ihre Friedensgespräche mit den Taliban angewiesen, um den Krieg in Afghanistan zu beenden.

Auch China hat keinerlei Interesse an einer Eskalation des Kaschmir-Konflikts. Peking rief denn auch beide Seiten am Dienstag dazu auf, "Zurückhaltung zu üben". Indien und Pakistan müssten bei der Stabilisierung der Situation helfen und ihre Beziehungen verbessern, erklärte ein Sprecher des Außenministeriums. Pakistans Premier Imran Khan verurteilte die "unverantwortliche" indische Politik: Diese Tat sei "aus innenpolitischen Gründen erfolgt" und gefährde den regionalen Frieden und die Stabilität.

© SZ vom 27.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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