Kandidatur für das US-Abgeordnetenhaus:Wie Joe der Klempner Joe der Politiker werden will

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Als Joe der Klempner war Samuel Joseph Wurzelbacher im Präsidentschaftswahlkampf 2008 die Geheimwaffe der Republikaner gegen Barack Obama - bis sich der eifrige Handwerker in Widersprüchen verstrickte. Nun will sich der einstige Volksheld rehabilitieren und drängt selbst in die Politik.

Michael König

Die amerikanische Politik steckt voller Überraschungen, zumal in Wahlkampfzeiten. Der neueste Coup fand am Dienstag in einem Restaurant für ungarische Spezialitäten in Toledo, Ohio, statt: Samuel Joseph Wurzelbacher, besser bekannt als Joe the Plumber - Joe der Klempner -, verkündete dort bei Hotdogs und Cola, er werde für die Wahl zum US-Abgeordnetenhaus kandidieren. "Das amerikanische Volk hat es verdient, von allen möglichen Menschen repräsentiert zu werden", sagte Wurzelbacher. "Nicht nur von einer elitären, herrschenden Klasse."

Mann des Volkes: Der Handwerker Samuel Joseph Wurzelbacher alias Joe der Klempner, kandidiert für das US-Abgeordnetenhaus. (Foto: AP)

Joe der Klempner ist unverdächtig, der Elite anzugehören. Aber für eine Weile schmückte sie sich mit ihm. Das war 2008, als Wurzelbacher mitten im US-Präsidentschaftswahlkampf auf Barack Obama traf. Der Klempner stellte den demokratischen Bewerber wegen dessen Steuerpolitik zur Rede: Obama gefährde den Mittelstand, wenn er Menschen besteuere, die mehr als 250.000 Dollar im Jahr verdienten.

Die Republikaner jubilierten. Ihr Bewerber John McCain und seine Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin nutzten Joe den Klempner als Symbolfigur für den bedrohten Durchschnittsamerikaner. Wurzelbacher ging mit ihnen auf Wahlkampftournee, er hielt Reden und veröffentlichte ein Buch. Das kurze Wortgefecht mit Obama hatte den Klempner über Nacht zum amerikanischen Polit-Sternchen gemacht.

Überraschungen im Lebenslauf

Seine Beliebtheit bei den Konservativen ließ allerdings schlagartig nach, als sich in der Geschichte vom eifrigen Handwerker einige Überraschungen auftaten: Wurzelbacher besaß keine gültige Lizenz für seine Arbeit als Klempner, außerdem hatte er Steuerschulden. Und sein Einkommen war so niedrig, dass er von Obamas Steuerpolitik sehr wohl profitieren würde - von McCains hingegen nicht.

Jetzt freuten sich die Demokraten, während sich der vermeintliche Klempner in seinem Haus vor der Presse verschanzte. Im Februar 2010, Obama war längst Präsident, rechnete Wurzelbacher mit McCain ab: "Ich schulde ihm gar nichts. Er hat versucht, mich zu benutzen. Er hat mein Leben versaut." Auch von Sarah Palin habe er sich abgewendet, weil sie McCain unterstütze.

Mit der Politik, so schien es, hatte Wurzelbacher abgeschlossen. Er verdingte sich zwischenzeitlich als Möchtegern-Reporter aus dem Gaza-Streifen, was in vielen Medien für einige Erheiterung sorgte. Und er trat für die Tea Party auf, jene erzkonservative Bewegung, die "die da oben in Washington" geißelt, um gleichzeitig selbst Politiker zu fördern und in die Hauptstadt zu entsenden.

"Politiker ist genauso gut wie Wetteransager"

Nun hat sich Joe der Klempner entschieden, selbst ein hauptberuflicher Politiker werden zu wollen. In dem ungarischen Restaurant in Toledo kündigte er an, Ende 2012 den neunten Wahlbezirk in Ohio zu erobern, den seit 1982 eine Demokratin vertritt. Und zwar - Überraschung! - für die Republikaner. Als Parteiloser habe er geringere Chancen, rechtfertigte sich Joe.

Inhaltliche Vorschläge machte er nicht. Er betonte jedoch, kein Klempner zu sein, der lecke Rohre mit Isolierband zu reparieren versuche. Wenn er etwas mache, dann richtig.

"Politiker zu sein ist genauso gut, wie Wetteransager zu sein", hatte Wurzelbacher bei einer Tea-Party-Veranstaltung im vergangenen Jahr gesagt. "Du musst nicht recht haben, du musst deinen Job nicht gut machen. Und trotzdem wirst du immer einen Job haben."

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