Kampf gegen Boko Haram:Nigerias Luftwaffe bombardiert wohl versehentlich Dorf im Niger

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  • Bei einem Luftangriff auf eine Beerdigungsfeier in einem Dorf im Süden des Niger kommen 37 Menschen ums Leben.
  • Politiker verdächtigen die nigerianische Luftwaffe, die das Dorf wohl im Kampf gegen die Terrorgruppe Boko Haram versehentlich bombardiert hat.
  • Die Regierung des Niger ruft eine dreitägige Staatstrauer aus.

Versehentlicher Luftangriff trifft viele Zivilisten

Auf ein Dorf im Niger direkt an der Grenze zu Nigeria ist eine Bombe abgeworfen worden und inmitten einer Trauerzeremonie eingeschlagen. 36 Menschen seien durch die Explosion getötet worden, 27 weitere verletzt, teilten die nigrischen Streitkräfte mit.

Die Bombe schlug am Dienstagnachmittag während einer Beerdigungszeremonie neben der Moschee im Dorf Abadam an. In der Region sind die Streitkräfte aus dem Niger und aus dem Tschad gegen die nigerianische Extremistengruppe Boko Haram im Einsatz.

Örtliche Politiker verdächtigen nigerianische Luftwaffe

Politiker gehen davon aus, dass es sich um ein versehentliches Bombardement durch nigerianische Kampfflugzeuge handelt, die Kämpfer der islamistischen Terrororganisation Boko Haram über die Grenze verfolgt hatten.

"Zwei Flugzeuge sind über das Dorf geflogen", sagte Vizebürgermeister Ali Youram im nigrischen Fernsehen. "Eins hat die Moschee bombardiert, das zweite hat eine Bombe vor dem Ort abgeworfen"" An der grün-weißen Farbe sei zu erkennen gewesen, dass die Flugzeuge aus Nigeria kamen. Der Politiker ging von einer absichtlichen Bombardierung aus. Ein Versehen sei ausgeschlossen. Auch der Vorsteher des zehn Kilometer entfernten Dorfes Bosso machte die nigerianische Armee verantwortlich. Ein Regierungsvertreter in der Haupstadt Niamey ging ebenfalls davon aus, dass der tödliche Luftangriff ein Versehen der nigerianischen Luftwaffe bei der Verfolgung von Boko-Haram-Kämpfern war.

Luftwaffe weist Vorwürfe zurück

Ein Sprecher von Nigerias Luftwaffe bestritt die Vorwürfe dagegen. Er habe von einem derartigen Vorfall "keine Kenntnis", sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Die Regierung des Niger rief eine dreitägige Staatstrauer aus und ließ die Flaggen auf Halbmast setzen und leitete eine Ermittlung ein.

Der Vorfall wurde bekannt, kurz nachdem Nigerias Luftwaffe die Tötung von 300 Boko-Haram-Kämpfern vermeldete. Die Extremisten seien bei der Wiedereroberung der strategisch wichtigen Stadt Monguno im Nordosten des Landes durch die Armee getötet worden, erklärte das Verteidigungsministerium. Es hatte bereits am Montag die Rückeroberung der Ende Januar von Boko Haram eingenommenen Stadt verkündet. Von unabhängiger Seite konnten die Angaben zunächst nicht überprüft werden.

In der Grenzregion zwischen Niger, Nigeria und dem Tschad greift die Islamistengruppe Boko Haram immer wieder Stellungen der nigerianischen und tschadischen Armee an. Die Miliz kämpft seit Mitte 2009 für einen islamistischen Staat im Norden Nigerias. Allein im vergangenen Jahr tötete sie etwa 10 000 Menschen. Sie hat ihre Angriffe auf die Nachbarländer Kamerun, Niger und Tschad ausgeweitet. Die drei Staaten bereiten zusammen mit Nigeria und Benin eine Spezialtruppe vor, der 8700 Soldaten angehören sollen.

© AFP/dpa/Reuters/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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