Kämpfe in Libyen:Gaddafis Truppen rücken nach Bengasi vor

Lesezeit: 2 min

Die Armee des libyschen Diktators hat offenbar die Stadt Misrata zurückerobert. Auch nahe der Rebellenhochburg Bengasi gibt es heftige Gefechte. Das Internationale Rote Kreuz zieht sich bereits aus der Stadt zurück.

Die Truppen von Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi drängen die Aufständischen angeblich immer mehr in die Enge. Nach Angaben des Staatsfernsehens gewann die Armee am Donnerstag die "entscheidende Schlacht" um die Stadt Misrata und stand "vor den Toren" der Rebellenhochburg Bengasi im Osten des Landes.

Soldaten des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi posieren in Ajdabiyah für die Kamera. (Foto: REUTERS)

Aufständische und Einwohner von Misrata wiesen die Angaben des Staatsfernsehens als falsch zurück. Die Stadt werde jetzt von Rebellen "gesäubert", hieß es weiter in dem Fernsehbericht.

Die Stadt - rund rund 200 Kilometer östlich von der Hauptstadt Tripolis entfernt - gilt als eine der letzten Bastionen der Aufständischen. Gaddafi hatte für Donnerstag die "entscheidende Schlacht" um Misrata angekündigt. Seine Truppen hatten die mit einer halben Million Einwohnern drittgrößte Stadt Libyens am Mittwoch attackiert, dabei sollen nach Angaben der Rebellen mehrere Menschen getötet und verletzt worden sein. Ebenfalls am Mittwoch hatte das Staatsfernsehen die Einnahme der Stadt Ajdabiyah im Osten Libyens durch Gaddafis Truppen verkündet.

Es wird zudem mit einer Offensive gegen die Stadt Bengasi gerechnet. Nahe der Rebellenhochburg ist es am Donnerstag offenbar bereits zu heftigen Gefechten gekommen. Das libysche Fernsehen berichtete von Schüssen und Explosionen in der Nähe des internationalen Flughafens der Stadt im Osten des Landes. Augenzeugen berichten, dass die Luftwaffe den Flughafen erneut bombardiert habe. Die libysche Armee hatte die Bewohner Bengasis aufgefordert, sich von potenziellen Kampfgebieten fernzuhalten.

Die Armee sei auf dem Weg, die Stadt im Osten des Landes von "bewaffneten Banden" zu säubern, meldete der Sender Al-Libya. Ein Sprecher der Regimegegner, Mustafa Gheriani, erklärte am Donnerstag, die Regierungstruppen würden in Benghasi auf noch größeren Widerstand stoßen. Die Stadt sei "bis an die Zähne bewaffnet". Gaddafi selbst schließt unterdessen nach militärischen Erfolgen seiner Truppen siegesgewiss einen Dialog mit den Regimegegnern aus.

Das Internationale Rote Kreuz zog wegen des Vormarschs der Regierungstruppen bereits seine Mitarbeiter aus Bengasi ab. Alle Einrichtungen würden Richtung Osten nach Tobruk verlagert, wo Opfer des Konflikts weiter behandelt würden, sagte der Libyen-Koordinator des Roten Kreuzes, Simon Brooks. Man mache sich große Sorgen um die in Bengasi zurückbleibenden Zivilisten, Kranken, Verwundeten und Gefangenen, sagte er. Mitarbeiter des libyschen Roten Halbmondes seien weiterhin in und um Bengasi aktiv.

Auch die bisher von Aufständischen gehaltene Stadt Adschdabija wurde am Donnerstag erneut von Regierungstruppen angegriffen. Augenzeugen zufolge wurde die Stadt von drei Seiten belagert, zudem seien über mehrere Stunden Angriffe aus der Luft erfolgt. Nach Angaben von Ärzten sind bei den seit Dienstag anhaltenden Kämpfen mindestens 30 Menschen getötet worden.

Im UN-Sicherheitsrat soll nach wochenlangen Verhandlungen an diesem Donnertag die Entscheidung über ein Flugverbot in Libyen fallen. Vor allem die Franzosen drängen auf eine Abstimmung, um Muammar al-Gaddafi seine wichtigste Waffe im Kampf gegen die Rebellen aus den Händen zu nehmen. Der Ausgang ist aber völlig offen, zumal die fünf ständigen der 15 Sicherheitsratsmitglieder ihr Veto einlegen können.

Nach wie vor gibt es bei einigen Ländern Bedenken gegen ein Flugverbot, andere scheinen von ihrer früheren Zustimmung abzurücken. Auch Deutschland geht zunehmend auf Distanz.

© dpa/Reuters/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: