Kämpfe im Jemen:Regierungstruppen schlagen al-Qaida zurück

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Präsident Salih steht seit Monaten unter Druck. Jetzt kann der autokratische Herrscher des Jemen einen Teilerfolg vorweisen: Seine Armee soll die Stadt Sindschibar von jemenitischen Al-Qaida-Kämpfern zurückerobert haben - mit Hilfe der USA. Die eigentliche Schlacht steht SalihsTruppen aber noch bevor.

Frederik Obermaier

Die Kämpfe dauerten Wochen, doch am Ende hat der jemenitische Präsident Ali Abdullah Salih sein Ziel erreicht: Das Militär vertrieb am Wochenende Hunderte militante Islamisten aus einem Teil der jemenitischen Stadt Sindschibar. Die Hauptstadt der südlichen Provinz Abjan war seit Ende Mai von Aufständischen der "Partisanen der Scharia" kontrolliert worden. Die Gruppe soll dem Al-Qaida-Ableger AQAP (Al Kaida auf der Arabischen Halbinsel) angehören. Die Islamisten hatten die Schwächung der Regierung durch die seit Januar andauernden Proteste genutzt, um die Stadt zu erobern. Seitdem hatte die Armee versucht, die Stadt wieder unter ihre Kontrolle zu bringen.

Die jemenitische Armee hat nach eigenen Angaben Sindschibar zurückerobert. Islamisten hatten die Unruhen im Jemen genutzt und die Stadt unter ihre Kontrolle gebracht.  (Foto: dpa)

Bei der Rückeroberung starben nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Saba mindestens 230 Soldaten sowie 50 regierungstreue Stammeskrieger. Etwa 30 Islamisten sollen bei den Kämpfen ums Leben gekommen sein. Noch ist jedoch unklar, ob die Regierungstruppen tatsächlich die Kontrolle über die gesamte Stadt wiedererlangt haben. Erst am Sonntag starben zwei Soldaten bei der Explosion einer Bombe im Ostteil der Stadt.

Für den angeschlagenen jemenitischen Präsidenten Salih wäre die Rückeroberung der 20.000 Einwohner-Stadt ein wichtiger Erfolg. Seit zehn Monaten fordern Hunderttausende Demonstranten seinen Rücktritt - einem Anschlag entging der 69-jährige Präsident, der seit 33 Jahren den Jemen regiert, im Juni nur knapp. Zur Zeit lässt er sich in Saudi-Arabien medizinisch behandeln. Eine Rückkehr steht möglicherweise bevor - erste Erfolge im Kampf gegen al-Qaida sind dabei durchaus förderlich, denn sie überdecken die massiven innenpolitischen Probleme.

Nach Berichten des Yemen Observer wurde die jemenitische Armee bei der Rückeroberung Sindschibars von den USA und Saudi-Arabien unterstützt. Nach Angaben des jemenitischen Verteidigungsministerium hatten US-Kampfflieger Angriffe auf Sindschibar geflogen, Saudi-Arabien habe "logistische Unterstützung" geleistet.

Für die amerikanische und saudische Regierung gilt Salih als wichtiger Verbündeter im Kampf gegen al-Qiada, schließlich ist der Jemen als einer der letzten Rückzugsorte des Terrornetzwerks . Für die Aufrüstung der jemenitischen Armee überwiesen die USA und Saudi-Arabien jahrelang Geld an den jemenitischen Autokraten. Die USA schickten Militärberater und töteten mehrere Al-Qaida-Führer bei gezielten Drohnen-Angriffen.

Jubel bei den jemenitischen Regierungstruppen: Sie befreiten nach eigenen Angaben die Stadt Sindschibar von Al-Qaida-Kämpfern, die die Stadt wochenlang besetzt hielten. (Foto: dpa)

Die Erfolge hielten sich dennoch in Grenzen. Nach wie vor werden Dutzende hochrangige Al-Qaida-Mitglieder im Jemen vermutet. Der US-Geheimdienstbeauftragte John Brennan bezeichnete AQAP jüngst als die aktivste Terrororganisation weltweit.

Für den Al-Qaida-Ableger ist der Jemen ideal: Die Regierung ist schwach, die Armee kontrolliert nur Teile des Landes - und in der Bevölkerung gibt es durchaus Sympathien für den Terror im Namen Allahs. Osama Bin Ladens Vater stammt selbst aus dem Jemen, später nahm sein Sohn, der inzwischen getötete Terror-Fürst, eine Jemenitin zur Frau. Über ihre Rückkehr verhandelt derzeit die pakistanische Regierung mit den jemenitischen Behörden.

Aus seinem Kurzzeit-Exil in Saudi-Arabien gratulierte Präsident Salih am Wochenende den "Helden von Militär und Sicherheitskräften", die al-Qaida aus Sindschibar vertrieben hätten. Ein hochrangiger General dämpfte jedoch allzu euphorische Hoffnungen: "Wir machen Jagd auf kleinere Zellen der Milizen", sagte General Mohammad al-Somali der Nachrichtenagentur Reuters. Die "wahre Schlacht" stehe aber noch bevor: Viele Islamisten sind aus Sindschibar ins Nahe Dschaar (Jaar) geflohen - diese 30.000 Einwohner-Stadt ist nach wie vor in der Hand der Extremisten.

© sueddeutsche.de/AFP/dapd/Reuters/fo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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