Doch Staatstrauer und TV-Sonderprogramme gibt es heute nur in einer Hälfte Bosniens. In der serbischen Landeshälfte erinnert nichts an das Massaker. Während der Gedenkfeier wird im Fernsehen das WM-Fußballspiel Deutschland-Uruguay wiederholt. Die dortigen Serben bestreiten bis heute den Völkermord, der sogar vom Internationalen Gerichtshof als der höchsten weltweiten Justizinstanz festgestellt worden war.
Ein riesiger Berg an Schuhen ist vor dem Brandenburger Tor in Berlin aufgetürmt worden. Auch in der deutschen Hauptstadt wurde an die 8000 Opfer des Massakers erinnert.
(Foto: dpa)"Diejenigen, die den Völkermord in Srebrenica in Frage stellen haben keine Zukunft und sind nicht Teil unserer Zivilisation", donnert denn auch der internationale Bosnien-Beauftragte Valentin Inzko. Doch auch er weiß durch seine tägliche Arbeit nur zu gut, dass die Kriegswunden noch lange nicht geheilt sind. Muslime und Serben stehen sich nach wie vor misstrauisch, ablehnend, manchmal sogar feindlich gegenüber.
Vor den nächsten Wahlen Anfang Oktober machen Politiker auf beiden Seiten ihren Völkern schon wieder mit Warnungen vor einem neuen Krieg Angst. Mehr als 4500 Opfer des Massakers liegen seit Sonntag auf dem Gedenkfriedhof. Mehrere tausend fehlen noch. Die Serben hatten die mehr als 8000 Opfer mit Baggern und Raupen aus den ursprünglichen Massengräbern wieder herausgeholt und auf viele neue Gräber verteilt. So sollten Spuren verwischt werden. Viele von ihnen dürften für immer verschollen bleiben.
Tausende weiße Leichensäcke aus Plastik liegen aber noch vor den Gerichtsmedizinern und Forensikern zur Identifizierung - aus Srebrenica und von anderswo.
Auch in Deutschland wurde der Opfer des Massakers gedacht. Mit einem Mahnmal, bestehend aus etwa 16.000 Schuhen, wurde in Berlin an die Toten erinnert. Die Schuhe, die als "Säule der Schande" vor dem Brandenburger Tor aufgetürmt wurden, stehen für die mehr als 8000 ermordeten muslimischen Männer und Jungen.
Zu der Gedenkveranstaltung in Berlin kamen nach Angaben der Organisatoren mehrere hundert Menschen - darunter auch einige Betroffene, die damals zahlreiche Angehörige verloren hatten.