Nahostkonflikt:Auswärtiges Amt kritisiert Netanjahus Siedler-Gesetz scharf

Lesezeit: 1 min

Israels Premier Benjamin Netanjahu (Foto: Abir Sultan/dpa)

2005 beschloss die israelische Regierung, vier jüdische Siedlungen im Norden des Westjordanlandes zu räumen. Nun dürfen die Bewohner offiziell zurückkehren. Das werde die ohnehin schon extrem angespannte Sicherheitslage weiter verschlechtern, warnt die Bundesregierung.

Das Auswärtige Amt hat die Entscheidung des israelischen Parlaments scharf kritisiert, jüdischen Siedlern die Rückkehr in vier Siedlungen im Westjordanland zu erlauben. Die nun erfolgte Gesetzesänderung stelle "einen gefährlichen Schritt hin zu möglichen erneuten Siedlungsaktivitäten dar", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts am Mittwoch laut einer Mitteilung. "Dies droht die ohnehin angespannte Sicherheitslage im Westjordanland weiter zu verschärfen." Das Auswärtige Amt twitterte, man rate aktuell von Reisen in das Westjordanland inklusive Ostjerusalem ab, "da dort derzeit mit verstärkten Auseinandersetzungen zu rechnen ist".

Am Dienstag hatte das israelische Parlament beschlossen, den 2005 beschlossenen Rückzug aus vier Siedlungen im nördlichen Westjordanland teilweise aufzuheben. "Die Bundesregierung ist hierüber sehr besorgt", sagte die Sprecherin. Die Einhaltung einmal gemachter Zusagen sei auch eine Frage vertraglicher Verlässlichkeit. Die Entscheidung stehe im Widerspruch zu der Absicht der erst am Sonntag erfolgten Einigung zwischen Israel und den Palästinensern, für einen Zeitraum von vier bis sechs Monaten auf unilaterale Schritte zu verzichten.

Laut der Gesetzesänderung soll Siedlern die Rückkehr in die vier Orte Chomesch, Ganim, Kadim und Sa-Nur ermöglicht werden, die im Rahmen des israelischen Abzugs aus dem Gazastreifen 2005 ebenfalls geräumt worden waren. Seitdem kehrten Siedler mehrmals auf eigene Faust zurück. Sie wurden dann wieder zur Räumung gezwungen.

Das palästinensische Außenministerium hatte schon vor der Entscheidung vor einer "Eskalation des Konflikts" gewarnt. Israel eroberte während des Sechstagekrieges 1967 unter anderem das Westjordanland und Ostjerusalem. Knapp 600 000 Israelis leben dort heute in mehr als 200 Siedlungen. Der UN-Sicherheitsrat bezeichnete 2016 diese Siedlungen als Verletzung des internationalen Rechts und forderte Israel auf, alle Siedlungsaktivitäten zu stoppen. Die Palästinenser wollen im Westjordanland, dem Gazastreifen und Ostjerusalem einen eigenen Staat einrichten. Der rechtskonservative israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte mehrfach eine Annexion weiter Teile des Westjordanlands angekündigt.

© SZ/dpa/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lage in Israel
:Bis zum Bersten gespannt

Israels innere Zerrissenheit wegen der geplanten Justizreform von Premier Netanjahu bleibt auch von den feindlichen Nachbarstaaten nicht unbemerkt. Droht eine neue Nahost-Eskalation?

Von Sina-Maria Schweikle

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: