Israel:Erneut Ausschreitungen in Jerusalem

Lesezeit: 1 min

Israelische Grenzpolizisten in der Nähe der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem. (Foto: AMMAR AWAD/REUTERS)

In der zweiten Nacht in Folge kommt es zwischen israelischen Polizisten und Palästinensern zu Zusammenstößen.

Am Tempelberg in Jerusalem ist es in der zweiten Nacht in Folge zu Zusammenstößen zwischen israelischen Polizisten und Palästinensern gekommen. Die Beamten hätten am späten Mittwoch versucht, diese aus der Al-Aksa-Moschee zu holen, berichteten Augenzeugen. Sie hätten Blendgranaten und Gummigeschosse eingesetzt. Mitarbeiter der von Jordanien eingesetzten Leitung des Gebäudekomplexes warfen den Sicherheitskräften vor, vor dem Ende der Gebete eingedrungen zu sein. In einer Erklärung der Polizei wiederum hieß es, Dutzende Jugendliche mit Steinen und Feuerwerkskörpern hätten versucht, sich in der Moschee zu verschanzen. Der palästinensische Rettungsdienst Roter Halbmond berichtete von sechs Verletzten.

An derselben Stelle war es weniger als 24 Stunden zuvor zu ähnlichen Vorfällen gekommen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, Extremisten hätten sich mit Waffen, Steinen und Feuerwerkskörpern verschanzt. Sein Land sei weiter der Religionsfreiheit verpflichtet, wie auch den Abmachungen zum Tempelberg. "Wir werden nicht zulassen, dass gewalttätige Extremisten das ändern", so Netanjahu.

Alle Nachrichten im Überblick
:SZ am Morgen & Abend Newsletter

Alles, was Sie heute wissen müssen: Die wichtigsten Nachrichten des Tages, zusammengefasst und eingeordnet von der SZ-Redaktion. Hier kostenlos anmelden.

Die israelische Polizei sah sich nach eigener Darstellung zu dem Vorgehen in der ersten Nacht gezwungen, da sich auf dem Gelände "maskierte Aufwiegler" verschanzt hätten. Mehr als 350 Menschen seien festgenommen und weggebracht worden. Rettungskräften zufolge wurden zahlreiche Menschen verletzt, darunter auch israelische Sicherheitskräfte. Der Rote Halbmond warf den Israelis vor, sie hätten Sanitäter daran gehindert, die Moschee zu erreichen.

Nach dem Vorgehen der Polizei hatten radikale Palästinenser Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Dessen Luftwaffe bombardierte nach eigenen Angaben Ziele der Islamistengruppe Hamas, an denen Waffen produziert würden.

Der Tempelberg in Jerusalem ist für Muslime wie auch für Juden eine heilige Stätte. In den vergangenen Jahren haben sich die Spannungen dort verschärft. In diesem Jahr kommt erschwerend hinzu, dass der muslimische Fastenmonat Ramadan zeitlich mit dem jüdischen Pessachfest und dem christlichen Osterfest zusammenfällt und dadurch mehr Menschen aller Religionsgruppen das Gelände aufsuchen.

Die jüngste Eskalation fand vor dem Hintergrund statt, dass israelische Sicherheitskräfte ins Westjordanland vorgestoßen sind. Dabei wurden in den vergangenen Monaten mehr als 250 Palästinenser getötet und Tausende festgenommen. Bei Angriffen durch Palästinenser sind wiederum mehr als 40 Israelis und drei Ukrainer getötet worden.

© SZ/rtr/tpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusIsrael
:Ben Gvirs Privatarmee, die dunkle Bedrohung

Die Demonstrationen im Land gehen weiter, obwohl die Verhandlungen über die Justizreform pausieren. Denn das Kabinett arbeitet bereits an anderen Plänen - und die Bevölkerung hat wenig Vertrauen in Regierungschef Netanjahu.

Von Peter Münch

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: