Terrorismus:US-Justiz will deutsche Islamisten in Amerika vor Gericht stellen

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Bei dem Anschlag auf das US-amerikanische Konsulat im libyschen Bengasi wurden vier Amerikaner getötet. Ein deutscher Terrorist soll an dem Anschlag beteiligt gewesen sein. (Foto: ESAM OMRAN AL-FETORI/REUTERS)

Washington wünscht die Auslieferung zweier in Syrien inhaftierter Deutscher, die schwerer Terrortaten verdächtig sind. Doch auch der Generalbundesanwalt ermittelt gegen sie.

Von Florian Flade, Berlin, Berlin

Die US-Justiz möchte zwei deutsche Islamisten in die Vereinigten Staaten bringen und dort vor Gericht stellen. Im September fragte die amerikanische Bundespolizei FBI beim Bundesjustizministerium in Berlin nach, ob man dort damit einverstanden sei.

Aktuell befinden sich die beiden Männer in kurdischer Gefangenschaft in Nordsyrien, sie hatten sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen. Einer der Terrorverdächtigen auf der Wunschliste der Amerikaner ist Mohammed Haydar Zammar, wie kürzlich Die Zeit berichtet hatte. Der Hamburger gilt als enger Freund der Todespiloten der Terroranschläge in den USA vom 11. September 2001. Der US-Geheimdienst CIA hatte ihn deshalb auf einer Marokko-Reise entführen lassen und in ein syrisches Foltergefängnis gebracht. Vor einigen Jahren kam Zammar frei und schloss sich dem IS an. Nun will die US-Justiz den 50-Jährigen wegen seiner angeblichen Rolle bei den 9/11-Attentaten anklagen.

Einer soll beim Attentat auf das amerikanische Konsulat in Bengasi mitgewirkt haben. Es gab vier Tote damals

Bei dem anderen Deutschen, für den sich die US-Behörden interessieren, handelt es sich nach Recherchen von SZ und WDR um Yunus S., geboren 1991 in Brühl bei Köln. Er soll nach Erkenntnissen der amerikanischen Geheimdienste ein wichtiger Logistiker beim IS gewesen sein. Über eine Firma in der Türkei soll er Material für die Terroristen beschafft haben, unter anderem Drohnen. Aber es gibt noch einen anderen Vorwurf: Yunus S. soll am Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi im Osten Libyens am 11. September 2012 beteiligt gewesen sein.

Bei dem Anschlag wurden vier Amerikaner getötet, darunter der damalige Botschafter in Libyen, John Christopher Stevens, und zwei CIA-Mitarbeiter. Gegenüber einer kurdischen Nachrichtenagentur soll Yunus S. eine Beteiligung an diesem Angriff eingeräumt haben. "Wir hatten Stellungen aufgebaut und den Befehl erhalten, auf jedes Auto, das zur Verstärkung kommen sollte, das Feuer zu eröffnen", so der Islamist in einem Videointerview. Es habe es die ganze Nacht über heftige Gefechte gegeben. "Später haben wir aus den Nachrichten erfahren, dass die Amerikaner getötet wurden."

Wer könnte verhindern, dass die USA sich die beiden IS-Männer einfach holen?

Das Auswärtige Amt in Berlin hat inzwischen auf die US-Anfrage geantwortet. Gegen Mohammed Zammar und Yunus S. ermittele der Generalbundesanwalt, es lägen auch Haftbefehle vor. Daher könne man eine Überstellung in die USA nicht gutheißen. Offiziell wollte sich das Ministerium nicht zu dem Vorgang äußern. In Sicherheitskreisen heißt es indes, man könne wohl kaum verhindern, dass die USA sich die beiden Islamisten einfach holen - denn die Amerikaner hätten in Nordsyrien nun einmal die besseren Zugänge.

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