Iranische Einheiten unterstützen Assad:Revolutionsgarden im Außeneinsatz

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Für Iran ist es strategisch wichtig, dass das syrische Regime nicht gestürzt wird - deswegen helfen iranische Eliteeinheiten, den Aufstand niederzuschlagen. Doch Machthaber Assad ist nicht der einzige, der Unterstützung vom Nachbarland erhält. Auch die Hisbollah gibt neuerdings zu, von Iran mit Geld und Waffen versorgt zu werden.

Rudolph Chimelli

Iranische Spezialeinheiten sind an der Niederschlagung des syrischen Aufstands durch Präsident Baschar al-Assad beteiligt. Dies bestätigte der stellvertretende Kommandeur der Quds-Formationen der Revolutionsgarden Pasdaran, General Ismail Ghaani. In einem Gespräch mit der halboffiziellen iranischen Studenten-Nachrichtenagentur hatte er am Sonntag gesagt: "Früher, als wir noch nicht in Syrien waren, wurden viel mehr Menschen durch die Opposition getötet. Aber durch die direkte und indirekte Präsenz der Islamischen Republik wurden viele große Massaker in Syrien verhindert."

Der General dürfte unbedacht gesprochen haben, denn die Meldung über seine Äußerung wurde binnen Stunden ohne Angabe von Gründen zurückgezogen - wie es von unabhängigen Quellen heißt, unter Druck. Die wörtlichen Zitate lassen jedoch keinen Zweifel an der Echtheit der Worte des Offiziers. Über die Zahl und die Einsatzorte der Pasdaran in Syrien machte er keine Angaben. In bisherigen Berichten über die Tätigkeit der Iraner in Syrien war eher von Beratung in Sicherheitsfragen oder elektronischer Hilfe als von physischer Beteiligung an der Auseinandersetzung die Rede.

Die Quds-Brigaden, die den arabischen Namen Jerusalems tragen, sind als Spezialeinheiten der Pasdaran vorwiegend für Aufgaben im Ausland bestimmt. Sie haben wesentlich zum Aufbau der religiös und ideologisch verwandten Hisbollah-Bewegung in Libanon beigetragen. Auch in Irak sind sie äußerst aktiv. Über ihre Stärke ist wenig bekannt. Schätzungen reichen von 2000 bis 15 000 Mann. Ihr Kommandeur, General Kassem Suleimani, besuchte angeblich Anfang des Jahres Damaskus.

Der Fortbestand des syrischen Regimes ist für Teheran aus strategischen Gründen wichtig. Brüderlichkeit im Glauben spielt die kleinere Rolle. Die Alawiten, auf die sich der Assad-Clan stützt, sind eine nur wenig angesehene Randgruppe der Schia. Ganz anders als in der Islamischen Republik Iran haben Syriens Präsidenten der Assad-Dynastie zudem den Laizismus zum Prinzip der Herrschaft ihrer Baath-Partei gemacht. Als Handelspartner ist Syrien für Iran nicht einmal halb so wichtig wie das arme Afghanistan.

Irans Vorfeld ist gesichert wie nie

Aber das Land ist für die Iraner die territoriale Verbindung zu den Sympathisanten von Hisbollah sowie in der palästinensischen Hamas. Und ein Sturz des Assad-Regimes würde für die Iraner zunächst die Gefahr bergen, dass Syrien in das Lager Saudi-Arabiens übergeht, des großen regionalen Rivalen Irans. In weiterer Sicht hätte Iran auch selber Destabilisierungsversuche mit ausländischem Anschub nach dem Muster von Libyen und jetzt Syrien zu befürchten.

Durch die schiitische Regierung in Irak ist Irans Vorfeld gesichert wie nie in der modernen Geschichte. Einem Ausfall des syrischen Verbündeten suchen die Iraner schon jetzt vorzubeugen, indem sie ihre Beziehungen zu Libanon nach Kräften ausbauen. Vor einigen Wochen war Irans erster Vizepräsident Mohammed Resa Rahimi zu Besuch in Beirut. Er brachte eine Delegation von 100 Mann sowie große Pläne mit.

Hatten die Iraner bisher fast ausschließlich die schiitische Hisbollah gefördert, so suchen sie nun Klienten auf allen Seiten. Das wichtigste Projekt der neuen Zusammenarbeit ist ein Staudamm im christlichen Kerngebiet nördlich von Beirut. Libanons Premierminister Nadschib Mikati beriet am Dienstag mit dem iranischen Botschafter über die Ergebnisse der ersten Sitzung eines Hohen Rates für wirtschaftliche Zusammenarbeit und über eine iranische Handelsausstellung.

Der Hisbollah-Führer Scheich Hassan Nasrallah feierte in diesem Monat den Wiederaufbau der durch israelische Bomben zerstörten südlichen Viertel der Hauptstadt. Die Hälfte der Kosten von 400 Millionen Dollar habe Teheran aufgebracht. "Wir sind den Führern der Islamischen Republik zu Dank verpflichtet, denn ohne iranische Mittel hätten wir unser Werk nicht einmal beginnen können", sagte Nasrallah.

Erstmals räumte er in einer öffentlichen Rede ein, dass die Hisbollah von Iran "auch Waffen und andere Dinge" erhalten habe, "Geld natürlich auch". Die meisten Libanesen gestehen dem Scheich zu, dass er kein Befehlsempfänger der Iraner ist, sondern über eigene Hausmacht verfügt. Der konservative Drusenführer Marwan Hamade nennt Hisbollah dagegen "einen Bückenkopf für iranischen Einfluss, iranische Kultur, iranischen Vorherrschaft und iranische Wirtschaftspräsenz".

© SZ vom 31.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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