Irak-Krieg:Neue Foltervorwürfe gegen britische Armee

Lesezeit: 1 min

In London werden 33 Fälle mutmaßlicher Misshandlungen durch britische Soldaten untersucht. Sie sollen im Irak vergewaltigt und gefoltert haben.

Nach dem Abzug seiner Truppen untersucht das britische Verteidigungsministerium Dutzende neue Misshandlungsvorwürfe aus dem Irak. Die mehr als 30 Fälle schließen Vergewaltigungen und Folter mit ein, wie die Regierung in London am Samstag bekanntgab.

Ein möglicher Tatort: Das von britischen und US-Soldaten geführte Camp Bucca nahe der südirakischen Stadt Basra. (Foto: Foto: AFP)

Es gebe daneben auch Vorwürfe von Irakern, Soldaten hätten sie ausgezogen und in ähnlich entwürdigender Weise fotografiert, wie es US-Militärangehörige bei Gefangenen in Abu Ghraib taten.

Auch weibliche britische Soldaten sollen an den Gewalttaten beteiligt gewesen sein. Der zuständige Minister Bill Rammell sicherte zu, dass alle Vorwürfe untersucht würden. Der Anwalt Phil Shiner, der die Iraker vertritt, erklärte, er gehe davon aus, dass es noch viele weitere Fälle gebe, die bislang nicht gemeldet worden seien. Einige Betroffene brächten erst jetzt, nach dem Abzug der Briten, ihre Klagen ein.

In einem Fall sollen zwei britische Soldaten einen Jugendlichen vergewaltigt haben, der beim Auffüllen von Sandsäcken half. Der junge Mann erklärte laut der Zeitung Independent, er habe die Soldaten beim Oralsex überrascht und sei von ihnen geschlagen und vergewaltigt worden, nachdem er versucht habe, den Raum zu verlassen. Ein anderer Iraker berichtete, er sei beim Fußballspielen festgenommen und dann misshandelt worden.

Zu den neuen Vorwürfen zählen auch Klagen irakischer Zivilisten, sie seien von britischen Soldaten gezwungen worden, sich nackt auszuziehen. Sie seien gefoltert, gedemütigt und dabei fotografiert worden, schreibt der Independent. Auch seien Elektroschocks eingesetzt worden.

Die Vorwürfe beziehen sich auf den Zeitraum zwischen 2003 und 2007. Als ein möglicher Tatort wurde das von britischen und US-Soldaten geführte Camp Bucca nahe der südirakischen Stadt Basra genannt.

Rammell sagte: "Es gab Beispiele, dass sich Einzelne schlecht verhalten haben. Aber es ist nur ein winziger Anteil." Mehr als 120.000 Soldaten hätten im Irak gedient und sich korrekt verhalten.

Die Briten waren 2003 an der Seite der USA in den Irak einmarschiert. Das britische Militär hatte sich im Sommer komplett aus dem Irak zurückgezogen.

In mehreren Fällen laufen bereits langwierige Verfahren. Wegen der unmenschlichen Behandlung irakischer Gefangener wurde ein britischer Soldat vor zwei Jahren zu einem Jahr Gefängnis verurteilt und aus der Armee entlassen. Zwei weitere Anklagepunkte, Totschlag und Behinderung der Justiz, wurden indes zurückgewiesen. Es war das erste Mal, dass sich ein britischer Soldat vor einem Militärgericht zum Anklagepunkt eines Kriegsverbrechens für schuldig erklärte.

© AP/AFP/dpa/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: