International:Der Beleidiger vom Dienst: Duterte gegen das Establishment

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Vientiane (dpa) - Feine Anzüge sind sein Ding nicht, gepflegte Sprache schon gar nicht: Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte mag es gern hemdsärmelig, und er steigt im Ausdruck ebenso gerne auf Gossenniveau hinab.

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Vientiane (dpa) - Feine Anzüge sind sein Ding nicht, gepflegte Sprache schon gar nicht: Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte mag es gern hemdsärmelig, und er steigt im Ausdruck ebenso gerne auf Gossenniveau hinab.

Er flucht, droht und beleidigt auf eine Art, die der feineren philippinischen Gesellschaft die Schamesröte ins Gesicht treibt. „Verpiss Dich“, „Fickt Euch“, „Hurensohn“ - dem 71-jährigen kommt das über Lippen wie anderen Politikern nette Worthülsen.

Wie kann sich ein Politiker im höchsten Staatsamt darin sonnen, mit Flüchen und Beleidigungen Schlagzeilen zu machen? Nun, der Jurist aus einfachen Verhältnissen hat sich in seinen fast 30 Jahren als Bürgermeister von Davao immer als Anwalt des kleinen Mannes gesehen. Die Einwohner der Millionenstadt liegen ihm zu Füßen.

Nachts tauchte Duterte hemdsärmelig in Polizeistationen auf, um den Beamten für ihren Einsatz zu danken. Bis spät abends saß er im Bürgermeisteramt und hörte Bittsteller an. Nicht selten griff er selbst zum Hörer, etwa um einen davongelaufenen Vater zur Zahlung von Alimenten zu verdonnern, wie seine Mitarbeiter erzählen.

Frühmorgens war Duterte auf dem Moped unterwegs, um zu kontrollieren, ob die Straßenreinigung funktionierte. Einen Besucher soll er einmal gezwungen haben, seine Zigarettenkippe runterzuschlucken, weil der sich weigerte, das strikte Rauchverbot in der Stadt zu respektieren. Als ein Polizist sein Moped wegen Geschwindigkeitsüberschreitung einmal stoppte und dann erschrocken den Bürgermeister erkannte, als dieser den Helm abnahm, bestand Duterte auf ein Knöllchen.

Und dann die Drogenpolitik: Rauschgift und Dealer sind absolut rote Tücher für den Mann. Er propagiert kurzen Prozess. In Davao habe er Todesschwadronen geduldet, die in 15 Jahren mehr als 1400 Verdächtige umgebracht hätten, wirft ihm Menschenrechtler Pater Amado Picardal vor. Duterte hat das nie bestritten. Das Konzept überträgt er nun auf das ganze Land. Seit seinem Amtsantritt Ende Juni sind allein bei Polizeieinsätzen mehr als 1000 verdächtige Drogendealer umgekommen.

„Duterte - die Hoffnung auf Wandel und Frieden“ steht auf wolkigem Hintergrund, über dem Duterte wie ein Engel schwebt, auf seiner Webseite. Das unter Drogenkriminalität leidende Volk steht hinter ihm. 91 Prozent Zustimmungsrate hatte er im Juli kurz nach seinem Amtsantritt - das macht ihm so schnell kein Präsident nach.

Volksnah, ein Macher, ein Anwalt der Rechtschaffenen, mit diesem Konzept ist er in Davao bestens gefahren. Im Namen des Volkes will er es „denen da oben“ - Würdenträgern, reichen Geschäftsleuten, mächtigen Politikern - gerne zeigen. In der Provinz gehörte die Gossensprache dazu. Ob das Konzept auch international aufgeht?

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