Indien:Regierung von Premier Modi siegt bei Marathon-Wahl deutlich

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Der in allen Gesellschaftsschichten gleichermaßen beliebte indische Premierminister steht kurz vor seiner voraussichtlichen Wiederwahl. (Foto: AFP)
  • Der indische Premierminister Modi ist wiedergewählt worden.
  • Seine hindu-nationalistische Partei hat die Parlamentswahl deutlich gewonnen.
  • Die populistische Politik Modis spaltete das Land.

Indiens Regierungspartei BJP von Premierminister Narendra Modi hat die Parlamentswahl in der bevölkerungsreichsten Demokratie der Welt deutlich gewonnen. Die Hindu-Nationalisten erreichten eine absolute Mehrheit der 545 Sitze im Unterhaus des Parlaments, wie nach Angaben der Wahlkommission in der Nacht zum Freitag aus der Auszählung von Hunderten Millionen abgegebener Stimmen hervorging. Staatspräsident Ram Nath Kovind wird somit aller Voraussicht nach Modi für eine zweite fünfjährige Amtszeit erneut zum Regierungschef ernennen.

Oppositionsführer Rahul Gandhi, Chef der jahrzehntelang regierenden Kongresspartei, gratulierte Modi zu dessen Sieg. Das taten nach Angaben des indischen Außenministeriums außerdem einige Staats- und Regierungschefs, darunter der russische Präsident Wladimir Putin, Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und der pakistanische Premier Imran Khan - noch bevor das Wahlergebnis offiziell war.

Indien - das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt

Es war die deutlichste Wiederwahl einer indischen Regierungspartei seit 1971. In mehr als 300 Wahlkreisen gewann nach den vorläufigen Zahlen die BJP (Bharatiya Janata Party - Partei des indischen Volkes) oder lag in Führung. Sie schnitt damit voraussichtlich noch besser ab als bei der vorherigen Parlamentswahl im Jahr 2014. Damals hatte sie als erste Partei seit 30 Jahren eine absolute Mehrheit erreicht.

Indien ist mit etwa 1,3 Milliarden Einwohnern das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt nach China. Rund 900 Millionen Menschen waren wahlberechtigt - mehr als die Bevölkerung der Europäischen Union und der USA zusammen. Es war in sieben Phasen über knapp sechs Wochen vom 11. April bis zum 19. Mai gewählt worden. Mehr als 8000 Kandidaten traten an, die Wahlbeteiligung lag bei rund 67 Prozent. Indien hat ein Mehrheitswahlsystem - jeder Parlamentssitz geht an die Partei, die in dem jeweiligen Wahlkreis die meisten Stimmen erhält.

Die Wahl wurde als Referendum über Modi betrachtet. Seine populistische Politik spaltete das Land. Der 68-jährige Sohn eines Teeverkäufers vertritt die "Hindutva"-Bewegung, deren Anhänger eine Mehrheitsherrschaft der Hindus im laut Verfassung säkularen Indien wollen. In seiner Amtszeit kam es häufig zu Gewalt von Hindus gegen Muslime und andere Minderheiten. Außerdem wird Modis Wirtschaftspolitik kritisiert - unter anderem, weil nicht annähernd die zehn Millionen neuen Arbeitsplätze pro Jahr entstanden, die er versprochen hatte. Er gilt aber vielen als starker Macher, der Indien modernisiert. Er betonte im Wahlkampf die nationale Sicherheit und stellte sich als Beschützer des südasiatischen Landes - vor allem gegen den Erzfeind Pakistan - dar. Kurz vor der Wahl war es beinahe zu einem Krieg der nuklear bewaffneten Nachbarn gekommen.

© SZ.de/Reuters/AP/dpa/saul - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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