Indischer Aktivist verlässt Gefängnis:Jubelnd zum Hungerstreik

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Fasten gegen die Korruption: Die indische Regierung beugt sich dem öffentlichen Druck und lässt den Aktivisten Anna Hazare auf einem Platz in Neu-Delhi 15 Tage lang hungern. Tausende Anhänger dürften sich dem 74-Jährigen anschließen - was die Regierung weiter in Bedrängnis bringen wird.

Unter dem Jubel Tausender Anhänger hat der indische Antikorruptionsaktivist Anna Hazare das Gefängnis in Neu-Delhi verlassen, um seinen begonnen Hungerstreik um mindestens weitere 15 Tage fortzusetzen - mit staatlicher Genehmigung. "Die Fackel der Freiheit, die ihr angezündet habt, um Indien von Korruption zu befreien, sollte nicht ausgehen", sagte der 74-Jährige vor der Menschenmasse, die ihn am Tihar-Gefängnis in der Hauptstadt in Empfang nahm. "Ob Anna da ist oder nicht, die Fackel wird weiterbrennen."

Er fürchtet nach eigenen Angaben nicht einmal den Tod, wenn er der Befreiung seines Landes von der Korruption dient: der indische Ghandi-Anhänger Anna Hazare nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in Neu-Dheli. (Foto: AFP)

Der Bürgerrechtler war am Dienstag mit etwa 1400 Anhängern festgenommen worden, kurz bevor er einen angekündigten Hungerstreik beginnen konnte. Zwar sollte er dann wieder freigelassen werden, er weigerte sich jedoch, seine Zelle zu verlassen, bis seine Forderungen erfüllt werden. Die Polizei wollte ihm ursprünglich nur einen Hungerstreik von drei Tagen zugestehen, er verlangte aber die Genehmigung für einen unbegrenzten öffentlichen Hungerstreik - notfalls bis zum Tod.

Im Gefängnis begann der Gandhi-Anhänger seinen unbefristeten Hungerstreik. "Der zweite Freiheitskampf hat am 16. August begonnen", sagte Hazare mit Blick auf den Auftakt seines Hungerstreiks. "Meine Unterstützer sind meine Stärke."

Beim Verlassen des Gefängnisses versprach der 74-Jährige seinen Anhänger, die Hungerstreit-Proteste so lange fortzusetzen, "bis Indien frei von Korruption ist". Mit Blick auf die Unabhängigkeit Indiens von Großbritannien vor 64 Jahren sagte Hazare: "1947 haben wir die Freiheit erlangt, aber unsere persönliche Freiheit haben wir noch nicht gewonnen."

Hazare fuhr am Freitag in einem offenen Lastwagen zu dem öffentlichen Platz in Delhi, auf dem er 15 Tage lang mit seinen Anhängern fasten will. 25.000 Menschen haben dort Platz.

Mit seiner Aktion will Hazare ein strikteres Anti-Korruptions-Gesetz durchsetzen. In den vergangenen Tagen waren Hunderttausende Menschen in ganz Indien auf die Straße gegangen, um ihre Unterstützung für Hazare zu bekunden und gegen Korruption zu protestieren. Die größten Proteste in dem Land seit mehr als 30 Jahren hatten die Regierung von Ministerpräsident Manmohan Singh unter massiven Druck gesetzt.

© AFP/dpa/kat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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