Human Rights Watch:Bericht prangert Misshandlungen durch afghanische Polizisten an

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Sie sollen für Sicherheit sorgen, doch stattdessen haben afghanische Polizisten offenbar gestohlen, Unschuldige geschlagen und grundlos eingesperrt. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Die internationale Schutztruppe Isaf reagiert zwiespältig.

Zunächst hatten die Vereinten Nationen Alarm geschlagen und in einem Bericht schwere Vorwürfe gegen die afghanischen Behörden erhoben. Folter sei in afghanischen Gefängnissen "alltäglich und systematisch", hieß es. Jetzt legt die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) nach und zeichnet ebenfalls ein düsteres Bild der afghanischen Justiz.

US-Soldaten überprüfen die Personalien eines Mannes, der für lokalen Polizeikräfte arbeitet. Einige dieser Polizisten sehen sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. (Foto: AFP)

Afghanische Milizen und lokale Polizeikräfte seien für Misshandlungen und Diebstähle verantwortlich, berichtet die Organisation. Die afghanische Regierung und die US-Streitkräfte müssten nicht legitimierte Milizen auflösen und Polizisten zur Verantwortung ziehen, so die Forderung.

Die internationale Schutztruppe Isaf kündigte an, den Bericht zu prüfen. Man begrüße faire Kritik und Ratschläge, sagte der Isaf-Sprecher Carsten Jacobson. Weiter äußerte er sich nicht. Allerdings verkündete die Isaf via Twitter, Teile des Berichts seien veraltet und fehlerhaft.

Die lokalen Polizeikräfte (ALP), die von den USA unterstützt werden, wurden vor einem Jahr gegründet, um die Landespolizei zu entlasten. Sie sollen im Einsatz bleiben, bis ausreichend afghanische Soldaten und Polizisten zur Verfügung stehen, um nach dem Abzug der ausländischen Truppen bis Ende 2014 die Verantwortung für die Sicherheit zu übernehmen. Die Polizeikräfte werden von örtlichen Stammesführern ausgewählt und erhalten eine dreiwöchige Ausbildung.

Verbesserungen in einigen Gebieten

Derzeit gehörten der Polizeitruppe nach Angaben von Human Rights Watch rund 7.000 Afghanen an. Das Ziel sind 30.000 Polizisten.

Die ALP hätten in einigen Gebieten die Sicherheit verbessert, erklärte HRW unter Berufung auf afghanische und amerikanische Behördenvertreter. Auch einige Zivilisten hätten die neue Polizeitruppe begrüßt und Verbesserungen festgestellt.

Es habe aber auch kritische Stimmen aus der Bevölkerung gegeben. So seien die Polizisten seien vor ihrer Einstellung nicht ausreichend überprüft worden. Außerdem hat es offenbar Beschwerden darüber gegeben, dass die Polizisten für Fehlverhalten nicht zur Verantwortung gezogen würden.

Als Beispiel für einen Verstoß nannte Human Rights Watch eine Serie von Hausdurchsuchungen in der Provinz Herat. Dabei hätten Mitglieder der ALP gestohlen, Bewohner niedergeschlagen und sechs Männer unrechtmäßig festgenommen, hieß es in dem Bericht.

© sueddeutsche.de/dapd/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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