Hongkong:Universität reißt Tian'anmen-Mahnmal ab

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In der Universität Hongkong stand lange das Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer von 1989, nun wurde es abgerissen. (Foto: Isaac Wong via www.imago-images.de/imago images/ZUMA Wire)

Das Kunstwerk für die Opfer des Massakers von 1989 in China war Peking schon lange ein Dorn im Auge. Der dänische Künstler protestiert gegen den Abriss der "Säule der Schande".

Die University of Hong Kong hat eine Skulptur zur Erinnerung an die Opfer der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 in China von ihrem Campus entfernen lassen. Die acht Meter hohe "Säule der Schande" des dänischen Künstlers Jens Galschiøt wurde in der Nacht zerlegt und abtransportiert. Die Beseitigung des Mahnmals löste scharfe Kritik von Mitgliedern der Demokratiebewegung in der chinesischen Sonderverwaltungszone aus und stieß auch dem Künstler übel auf.

"Wir haben alles getan, was wir tun können, um der Universität Hongkong zu sagen, dass wir die Skulptur gerne abholen und nach Dänemark bringen wollen", sagte Galschiøt der Deutschen Presse-Agentur in Kopenhagen. Er betrachtet das Kunstwerk als sein Eigentum. Es war aus seiner Sicht nur eine Leihgabe an die Hongkonger Allianz zur Unterstützung der demokratischen Bewegungen in China, die sich unter dem Druck des neuen "Sicherheitsgesetzes" auflösen musste.

Indem Chinas Regierung das umstrittene Gesetz vor eineinhalb Jahren in Hongkong durchsetzte, wurde die Oppositionsbewegung in der Sieben-Millionen-Einwohner-Metropole praktisch ausgeschaltet. Die vage Formulierung des Gesetzestextes erleichtert das Vorgehen gegen Aktivitäten, die China als subversiv, separatistisch, terroristisch oder verschwörerisch ansieht - und zielt damit auf Kritiker der Hongkonger Regierung und der chinesischen Führung.

Hongkonger Studenten reinigen das inzwischen abgerissene Denkmal am Jahrestag des Tian'anmen-Massakers am 4. Juni 2021. (Foto: Hsiuwen Liu via www.imago-images.de/imago images/ZUMA Wire)

Am 4. Juni 1989 hatte die kommunistische Führung der Volksrepublik China auf dem Tian'anmen-Platz (Platz des Himmlischen Friedens) in Peking die Demokratiebewegung gewaltsam niedergeschlagen. Das Militär ging mit Panzern gegen Zehntausende Demonstranten vor. Während auf dem Platz selbst niemand getötet wurde, kamen nach Angaben von Amnesty International in anderen Teilen der Stadt Hunderte Menschen ums Leben.

Peking war das Kunstwerk für die Massaker-Opfer von 1989 auf dem Universitätsgelände schon lange ein Dorn im Auge, da jede Erinnerung an den Militäreinsatz gegen die Tian'anmen-Bewegung in der Volksrepublik gezielt ausgelöscht werden soll. Die Universität begründete die Beseitigung jetzt mit "rechtlichen Risiken". Auch wurden Sorgen über Sicherheitsgefahren durch die "zerbrechliche Statue" geäußert, wie der Radiosender RTHK berichtete.

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Von Kai Strittmatter

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