Vor über zwei Jahrzehnten wurde Ramsi bin al-Schibh, einer der mutmaßlichen Drahtzieher von 9/11 und Mitbegründer der Hamburger Zelle, in Pakistan festgenommen. Jetzt sollte ihm gemeinsam mit vier weiteren Angeklagten der Prozess gemacht werden, bei dem ihm die Todesstrafe drohte.
Aber er ist nicht in der Lage, an der Verhandlung teilzunehmen: Ein Militärpsychiater und ein forensischer Psychologe haben bei dem jemenitischen Staatsbürger eine posttraumatische Belastungsstörung mit psychotischen Zügen und eine wahnhafte Störung festgestellt, wie aus einem am Freitag veröffentlichten Gerichtsdokument hervorgeht.
Ein Militärrichter auf dem US-Stützpunkt Guantánamo Bay erklärte Ramsi bin al-Schibh daraufhin für verhandlungsunfähig. Der Richter ordnete an, den Fall des 51-Jährigen von dem derzeit laufenden 9/11-Vorverfahren gegen vier weitere Angeklagte abzutrennen.
Psychische Probleme als Folge von Folter
Der Anwalt des Angeklagten hatte vor dem Militärgericht gesagt, die psychischen Probleme seines Mandanten seien auf die Folter - darunter Schlafentzug, Waterboarding und andere Formen brutalster Misshandlung - zurückzuführen, die er während seiner Zeit als Gefangener des US-Auslandsgeheimdienstes CIA durchlitten habe. Das berichtete die New York Times aus dem Militärgericht.
Nach Angaben der Zeitung wurde Ramsi bin al-Schibh im September 2002 in Pakistan festgenommen. Als "besonders wertvoller Gefangener" wurde er demnach etwa 1300 Tage von der CIA festgehalten. 2006 wurde er in das berüchtigte Gefangenenlager Guantánamo auf einer Militärbasis in Kuba überstellt.
Ramsi bin al-Schibh wird vorgeworfen, einer der Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001 gewesen zu sein. Er soll eine Terroristenzelle in Hamburg mit aufgebaut zu haben, dessen Anführer abkommandiert wurde, um mit einem der beiden Flugzeuge ins World Trade Center in New York zu fliegen. Bei den Anschlägen vom 11. September 2001 kamen in New York, am Pentagon in Washington und in Pennsylvania insgesamt fast 3000 Menschen ums Leben.