Großoffensive gegen IS:IS soll irakische Armee mit Straßenbomben bremsen

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Die irakische Armee und verbündete Milizen im Kampf gegen den IS. (Foto: AFP)
  • Die irakische Armee hat mit der bislang größten Offensive gegen die Terrormiliz Islamischer Staat begonnen.
  • Ihren Angaben zufolge gebe es erste Erfolge beim Angriff auf die Stadt Tikrit, die seit mehreren Monaten in der Hand des IS liegt.
  • Der IS soll sich mit Selbstmordattentaten und Heckenschützen zur Wehr setzen.
  • Hilfe bekommt der Irak bei der Offensive gegen die Dschihadisten von Iran und Australien.

Irakische Medien vermelden heftigen Widerstand des IS

Bei seiner Großoffensive gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) stößt das irakische Militär auf starken Widerstand. Die Armee meldete zwar erste Geländegewinne östlich der Stadt Tikrit. Irakische Medien berichteten zugleich aber von heftigen Gefechten und Selbstmordattentätern, die den Angriff aufhalten sollten.

Die Extremisten setzten sich mit "Techniken der Stadtguerilla", insbesondere mit Heckenschützen und Straßenbomben zur Wehr, sagte ein irakischer Kommandeur der Nachrichtenagentur AFP. IS-Aktivisten verbreiteten über den Kurznachrichtendienst Twitter Bilder eines US-Amerikaners mit dem Namen Abu Dawud al-Amriki, der sich mit einer Autobombe in die Luft gesprengt haben soll. Laut der Nachrichtenseite Al-Mada mussten die Angreifer allein 60 Sprengsätze entschärfen oder zur Explosion bringen, die der IS versteckt hatte.

"Wir brauchen noch Zeit. Wir rücken mit Vorsicht vor", sagte der Kommandeur weiter. Nach seinen Angaben stoßen die Truppen aus drei Richtungen auf Tikrit vor. Eine Phalanx habe am Dienstag den Stadtrand von Dur südlich von Tikrit erreicht. Dort würden IS-Extremisten Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbrauchen. Bei Dschila werde das irakische Heer vor allem durch Sprengsätze aufgehalten, die in dem gesamten Gebiet versteckt worden seien, sagte der Kommandeur.

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Aus Militärkreisen hieß es außerdem, Armee und schiitische Milizen hätten östlich von Tikrit die Region Hamrin sowie kleinere Orte eingenommen. Auch zwei Ölfelder seien beschossen worden. Eine unabhängige Bestätigung für die Geländegewinne gab es zunächst nicht. Erfolgsmeldungen der irakischen Armee haben sich in der Vergangenheit häufiger als falsch herausgestellt.

Angebliche Rückeroberungen östlich von Tikrit

Armee, schiitische Milizen und sunnitische Stammeskämpfer hatten die Offensive am Sonntag begonnen, um den IS aus der strategisch wichtigen Stadt Tikrit zu vertreiben. Es ist der bisher größte Angriff auf die Dschihadisten im Irak. Die Regierung hat nach eigenen Angaben 30 000 Kämpfer mobilisiert. Auch Iraks Luftwaffe fliegt Angriffe gegen die Dschihadisten. Tikrit liegt 170 Kilometer nördlich von Bagdad an einer strategisch wichtigen Verbindungsstraße in den Norden des Landes. Die Offensive gilt zugleich als Test der irakischen Kräfte für einen geplanten Angriff auf die nordirakische IS-Hochburg Mossul.

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Keine Beteiligung der US-Armee - Unterstützung aus Iran und Australien

Die US-Armee und ihre Verbündeten beteiligen sich bislang nicht mit Luftangriffen an der neuen Offensive gegen die sunnitischen Extremisten. Laut dem US-Verteidigungsministerium gab es keine Anfrage der irakischen Regierung, wie US-Medien berichteten. Es handele sich um eine irakische Angelegenheit, sagte ein Sprecher des Pentagons.

Dagegen unterstützt der schiitische Iran die Offensive. Mit Ghassem Sulejmani sei ein hochrangiger Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden als Berater und Beobachter vor Ort, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Fars. Außerdem sagte Australiens Premierminister Tony Abbott Bagdad eine erhebliche Aufstockung seines Kontingents zu: 300 weitere australische Soldaten würden gemeinsam mit 140 Soldaten aus Neuseeland die Ausbildung der irakischen Streitkräfte unterstützen.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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