Wiktor But und Brittney Griner:Waffenschieber gegen Starsportlerin

Lesezeit: 2 min

Waffenhändler Wiktor But wird nach Russland überstellt, Brittney Griner kehrt in ihre Heimat USA zurück. (Foto: SAEED KHAN/AFP, NATALIA KOLESNIKOVA/AFP)

Russland und die USA haben den Waffenhändler und die Basketballspielerin bei einem Gefangenenaustausch freigelassen. Doch ein zweiter US-Amerikaner sitzt immer noch in Russland in Haft.

Von Fabian Fellmann, Washington

Die US-amerikanische Basketballspielerin Brittney Griner und der russische Waffenschieber Wiktor But sind am Donnerstag in einem Gefangenenaustausch zwischen ihren beiden Heimatländern freigekommen. Den Deal verkündete US-Präsident Joe Biden in einem Tweet, der ihn mit Griners Frau Cherelle im Oval Office zeigt.

"Soeben habe ich mit Brittney Griner telefoniert", schrieb Biden dazu. "Sie ist in Sicherheit. Sie sitzt in einem Flugzeug. Sie kommt nach Hause."

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Nun saß Griner also endlich in einem Flugzeug Richtung USA - zehn Monate nachdem ihr Unglück seinen Lauf genommen hatte. Die Star-Basketballerin wollte am 17. Februar, kurz vor dem Beginn des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine, in der Off-Season, wieder für einen russischen Klub spielen. Da fanden russische Beamte bei der Einreise Cannabis-Kartuschen in ihrem Gepäck. Die 32-Jährige wurde festgenommen, und sofort drängte sich der Verdacht auf, dass Russland in der 203 Zentimeter großen, offen lesbisch lebenden, afroamerikanischen Sportlerin vor allem ein wertvolles Pfand sah.

Als das hat sich Griner nun auch herausgestellt: Moskau hat Wiktor But freigepresst, der "Händler des Todes" genannt wird - nach einem gleichnamigen Film mit Nicolas Cage. Der 55-Jährige verkaufte auf der ganzen Welt Waffen an Rebellen und Drogenkartelle, bis er 2008 in Thailand verhaftet und an die USA ausgeliefert wurde. Seit 2012 saß er in den USA im Gefängnis. Moskau versucht seit Jahren, ihn freizukriegen - nun konnte But in Abu Dhabi in ein Flugzeug Richtung Russland steigen. Es ist ein hoher symbolischer Preis, den die USA damit für die Freilassung Griners bezahlen müssen.

Beispiellose Druckkampagne

Über But sagte US-Präsident Biden kein Wort, als er mit Cherelle Griner im Oval Office vor die Fernsehkameras trat. Er habe stets gesagt, er werde alles tun, um Brittney Griner nach Hause zu bringen, sagte er. Ihm sei das ein Herzensanliegen. Das nimmt man Biden durchaus ab, und Cherelle Griner bedankte sich bei ihm und seinen Mitarbeitern.

Im Fall Griner hatten Biden und seine Administration sich dazu gezwungen gesehen, alle Hebel in Bewegung zu setzen. Griners Angehörige hatten öffentlich großen Druck auf Biden aufgebaut - ungewöhnlich für einen solchen Fall, bei dem die Amerikaner sonst mit Diskretion und Verhandlungen hinter den Kulissen vorgehen.

Viele junge Amerikanerinnen und Amerikaner fühlten sich von Griners Schicksal persönlich betroffen: die erfolgreichste Basketballspielerin der Nation, verhaftet aus dem Nichts, wegen medizinisch verschriebenem Cannabis, als eine Afroamerikanerin und Lesbe in einem Land, in dem Rechte von LGBTQ*-Menschen systematisch missachtet werden. Das interpretierten viele als einen Angriff auf das freiheitliche Amerika.

Sie war zu groß für die Pritsche

Die Kampagne nahm Fahrt auf, als Griner im August zu neun Jahren Haft in einer Strafkolonie verurteilt wurde. Dort saß sie seit November ein und verlor laut ihren Anwälten die Zuversicht freizukommen. Eine Stunde täglich durfte sie in den Hof gehen, den Rest des Tages teilte sie sich eine Zelle mit zwei anderen Gefangenen. Wenigstens erhielt sie eine Verlängerung für die viel zu kurze Pritsche.

Biden freute sich sichtlich darüber, dass Griner nach Hause kommen kann. Jedoch sitzt in Paul Whelan, ein zweiter US-Amerikaner, immer noch in russischer Haft. Ihm wirft Russland Spionage vor, Biden wollte ihn mit Griner nach Hause holen. Doch Russland habe die Auffassung vertreten, die beiden Fälle seien ganz anders gelagert, so beklagte sich Biden. Er versprach, sich dafür einzusetzen, dass Whelan Griner bald folgen könne.

Bidens Vorgänger Donald Trump bezeichnete den Gefangenenaustausch als "unpatriotische Blamage". "Warum wurde der ehemalige Marinesoldat Paul Whelan nicht in diese völlig einseitige Transaktion einbezogen?", fragte Trump in einem Post auf dem von ihm mitgegründeten Netzwerk "Truth Social"

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