Geiselnahme in Pakistan:Soldaten stürmen besetztes Hauptquartier

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Blutiges Ende eines Geiseldramas: Soldaten haben die Besetzung des pakistanischen Armee-Hauptquartiers durch mutmaßliche Taliban beendet. 19 Menschen starben.

Mutmaßliche Taliban-Extremisten haben Pakistan am Wochenende mit einem dramatischen Angriff auf das militärische Hauptquartier der Atommacht in Atem gehalten. Nach einer Attacke auf das Führungszentrum in der Garnisonsstadt Rawalpindi am Samstag verschanzten sich die Angreifer mit zahlreichen Geiseln, ehe die Armee am Sonntag die Lage unter Kontrolle brachte. Insgesamt starben bei den Kämpfen mindestens 19 Menschen.

Pakistanische Soldaten nach dem Einsatz (Foto: Foto: AP)

Eine Kommandoeinheit der Armee stürmte am Sonntag im Morgengrauen das Gebäude, in dem Aufständische 28 Soldaten und zivile Mitarbeiter der Streitkräfte in ihrer Hand hatten. Wie ein Militärsprecher mitteilte, wurden bei der Aktion 25 Geiseln befreit, drei starben.Außerdem seien vier Angreifer und zwei Soldaten ums Leben gekommen.

Erst gegen Mittag erklärte die Armee, die Lage auf dem Kasernengelände wieder vollständig unter Kontrolle zu haben. Ein verletzter Aufständischer sei gefangen genommen worden.

Verkleidet im Kleinbus

Rund 24 Stunden vorher hatten die Rebellen das südlich von Islamabad gelegene Hauptquartier der Armee attackiert. Die Angreifer seien als Soldaten verkleidet in einem Kleinbus vorgefahren, hätten die Wachen aber nicht täuschen können, teilte ein Armeesprecher mit. Daraufhin hätten die Angreifer mit automatischen Waffen das Feuer eröffnet und Handgranaten geworfen.

An einem zweiten Kontrollposten wurden sie gestoppt, bei dem anschließenden Feuergefecht wurden den Angaben zufolge sechs Soldaten und vier Angreifer erschossen. Unter den getöteten Soldaten seien ein Brigadegeneral und ein Oberst. Ein Teil der Angreifer konnte fliehen und verschanzte sich in einem angrenzenden Gebäude mit den Geiseln.

Die Armee machte die Taliban-Organisation Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) für den Angriff verantwortlich. Die Gruppe hatte nach dem Tod ihres Anführers Baitullah Mehsud bei einem US-Drohnenangriff im August Rache angekündigt, seitdem ist die Zahl der Anschläge in Pakistan weiter gestiegen. Im Nordwesten des Landes starben allein in den vergangenen zweieinhalb Wochen Dutzende Menschen bei Bombenanschlägen.

Pakistans Regierungschef Yousaf Raza Gillani verurteilte den Angriff in einer ersten Reaktion scharf. Seine Regierung geht in einer seit April andauernden Offensive gegen Taliban-Kämpfer im nordwestlichen Swat-Tal vor. In den kommenden Tagen will die pakistanische Regierung über eine Ausweitung des Einsatzes auf unruhige Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan entscheiden.

US-Außenministerin Hillary Clinton sagte, der Rebellenangriff zeige die andauernde Bedrohung der pakistanischen Regierung durch Islamisten. Es sei "sehr wichtig", dem Terrorismus den Nährboden zu entziehen, sagte Clinton am Rande ihrer Europa-Reise in London.

© sueddeutsche.de/AFP/aho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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