Gabun:Afrikas nächster Putsch

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Das Militär in Gabun versucht, Präsident Ali Bongo abzusetzen. (Foto: Marco Longari/AFP)

Mali, Burkina Faso, Guinea, Niger - und jetzt Gabun. Das Militär in der Hauptstadt Libreville erklärt die Regierung für abgesetzt. Es wäre das Ende einer mehr als 50-jährigen Familienherrschaft.

Von Paul Munzinger, Kapstadt

Etwas mehr als einen Monat nach der Machtübernahme durch das Militär in Niger hat es in Afrika erneut einen Putsch gegeben. In Gabun erklärte am Mittwochmorgen eine Gruppe Soldaten im Staatsfernsehen die Regierung für abgesetzt. Die Wahlkommission des Landes hatte unmittelbar zuvor den amtierenden Präsidenten Ali Bongo zum Sieger der Wahl am Samstag erklärt. Die Militärs erklärten das Wahlergebnis für gefälscht und ungültig.

"Wir haben uns entschieden, den Frieden zu schützen, indem wir dem amtierenden Regime ein Ende setzen", heißt es in der Erklärung der Putschisten, die einer der Soldaten im Fernsehen verlas. Die Grenzen des Landes seien "bis auf Weiteres" geschlossen, alle Institutionen der Republik aufgelöst, einschließlich der Nationalversammlung und des Verfassungsgerichts. Eine "unverantwortliche Regierung" habe zu einer "zunehmenden Verschlechterung des gesellschaftlichen Zusammenhalts" geführt, die das Land ins Chaos zu stürzen drohe. Die "vereinten Verteidigungs- und Sicherheitskräfte" hätten sich deshalb zu diesem Schritt entschlossen.

Wahlkommission erklärte Ali Bongo zum Sieger

Gabun liegt auf Höhe des Äquators an Afrikas Atlantikküste und verfügt über reiche Ölvorkommen. Es grenzt an Äquatorialguinea, Kamerun und die Republik Kongo. Das Land ist fast so groß wie Italien, hat aber nur 2,5 Millionen Einwohner. Seit mehr als einem halben Jahrhundert wird Gabun von einer Familie beherrscht. 1967, sieben Jahre nach der Unabhängigkeit von Frankreich, übernahm Omar Bongo die Macht und behielt sie für mehr als vier Jahrzehnte, bis er 2009 starb. Seine Nachfolge trat sein Sohn Ali Bongo an. Bei den Wahlen am Samstag war er für eine dritte Amtszeit angetreten.

(Foto: SZ-Karte/Mapcreator.io/OSM)

Die Wahlkommission hatte Ali Bongo am frühen Mittwochmorgen mit fast zwei Drittel der Stimmen zum Sieger der Wahl erklärt. Der Zweitplatzierte, Albert Ondo Ossa, kam demnach auf 31 Prozent der Stimmen. Am Montag, vor Veröffentlichung der Ergebnisse, hatte Ossa sich bereits zum Wahlsieger erklärt. Seine Partei warf Ali Bongo und seinen Anhängern Wahlbetrug vor. Die Regierung hatte am Samstagabend das Internet abgeschaltet und eine Ausgangssperre verhängt, um Falschmeldungen zu unterbinden und Gewalt zu verhindern. Ausländische Medien mussten ihre Arbeit einstellen. Internationale Wahlbeobachter waren ohnehin nicht eingeladen worden.

Der Sturz der Regierung in Gabun, sollte er Bestand haben, reiht sich ein in eine ganze Serie versuchter und erfolgreicher Putsche in Westafrika. Allein in den vergangenen drei Jahren übernahm das Militär die Macht in Mali, Burkina Faso, Guinea und zuletzt Niger. Die Junta dort wurde von der westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas sowie von westlichen Staaten mit massiven Sanktionen belegt. Noch immer steht eine Kriegsdrohung von Ecowas im Raum, sollten das Militär die verfassungsgemäße Ordnung nicht wiederherstellen. Doch bislang halten sie dem Druck stand.

Die Putschisten in Gabun riefen die Bevölkerung des Landes sowie die Diaspora in ihrer Erklärung dazu auf, Ruhe und Gelassenheit zu bewahren. Präsident Ali Bongo befinde sich mit seiner Familie und seinen Ärzten im Hausarrest, teilten sie am Mittwochmittag mit.

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