Früherer US-Präsident:Obama: Trump ist Symptom der Spaltung

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Brachte während einer Ansprache an einer US-Universität seine Sorgen über die Politik der Trump-Ära zum Ausdruck: der frühere US-Präsident Barack Obama (Foto: dpa)
  • Der frühere US-Präsident Obama hat Amerikaner dazu aufgefordert, die Regierung seines Nachfolgers Trump bei den Zwischenwahlen abzustrafen.
  • Zwei Monate vor den Kongresswahlen übte Obama in einer Rede vor Studenten im Bundesstaat Illinois scharfe Kritik an der Trump-Regierung.
  • Trump will indessen den anonymen Gastbeitrag in der New York Times, der sich kritisch mit ihm und seiner Regierung befasst, zu einem Fall für die obersten Justizbehörden machen.

Der frühere US-Präsident Barack Obama hält seinen Nachfolger Donald Trump nicht für die Ursache der Spaltung und Polarisierung in den USA, sondern für ein Symptom davon. Trump schlage lediglich aus dem Groll Kapital, für den Politiker seit Jahren gesorgt hätten, sagte Obama am Freitag während einer Rede an der Universität von Illinois in Urbana-Champaign, wo ihm eine Auszeichnung für ethisches Handeln im Amt verliehen wurde.

In ungewöhnlich direkter Manier brachte Obama während der Ansprache seine Sorgen über die Politik der Trump-Ära zum Ausdruck. Er schwor dabei vor allem junge Wähler darauf ein, bei den US-Zwischenwahlen im November ihre Stimmen abzugeben. "Allein ein Blick auf die jüngsten Schlagzeilen sollte euch sagen, dass dieser Augenblick wirklich anders ist", sagte Obama. Es stehe viel auf dem Spiel. "Das ist nicht normal", fügte er später hinzu. "Falls ihr dachtet, dass Wahlen egal sind, dann hoffe ich, dass diese vergangenen zwei Jahre diesen Eindruck korrigiert haben."

Die Argumente dürfte Obama vor den Wahlen noch häufiger vorbringen. Am Samstag wollte er in Orange County für kalifornische Repräsentantenhaus-Kandidaten der Demokraten werben. Nächste Woche ist er dann in Ohio für den Wahlkampf unterwegs.

Trump will kritischen Zeitungsartikel zum Justiz-Fall machen

Trump will indessen den anonymen Gastbeitrag in der New York Times, der sich kritisch mit ihm und seiner Regierung befasst, zu einem Fall für die obersten Justizbehörden machen. Trump sagte am Freitag vor Journalisten an Bord der Air Force One, er werde Justizminister Jeff Sessions auffordern zu untersuchen, wer den Artikel verfasst habe. Der Gastbeitrag sollte als Angelegenheit der nationalen Sicherheit behandelt werden.

Dem Artikel zufolge arbeiten Teile der US-Regierung insgeheim gegen Trump, um Schaden von den USA abzuhalten. In den Zeilen werden zudem Trumps Führungsfähigkeiten infrage gestellt. Die Zeitung veröffentlichte den Text am Donnerstag mit dem Hinweis, dass es sich bei dem Autor um ein hochrangiges Regierungsmitglied handle. Mehrere Minister sahen sich bemüßigt zu erklären, sie hätten nichts mit dem Artikel zu tun.

Obama äußerte sich besorgt über die jüngsten Entwicklungen. "Die Behauptung, dass alles gut wird, weil es Leute im Inneren des Weißen Hauses gibt, die heimlich den Anweisungen des Präsidenten nicht folgen - das ist keine Kontrolle", sagte er. "Das ist nicht, wie unsere Demokratie funktionieren soll." Diese Menschen seien nicht gewählt. "Sie erweisen uns keinen Dienst, indem sie 90 Prozent des verrückten Zeugs vorantreiben, das aus diesem Weißen Haus kommt, und dann sagen: 'Keine Sorge, wir verhindern die anderen 10 Prozent.'" Das sei nicht normal. "Das sind außergewöhnliche Zeiten", mahnte er, "und es sind gefährliche Zeiten."

© SZ.de/AP/Reuters/dpa/fie - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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