Plötzlicher Druckabfall:Finnland spekuliert über Sabotageakt an Gaspipeline

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Finnlands Präsident Sauli Niinistö (Archivbild aus dem Jahr 2021) (Foto: HANNAH MCKAY/REUTERS)

Nach einem ungewöhnlichen Druckabfall steht der Verdacht im Raum, dass Russland für ein Leck in der Pipeline Balticconnector verantwortlich sein könnte. Der Gaspreis legt deutlich zu.

Nach einem plötzlichen Druckabfall in der Gas-Pipeline Balticconnector zwischen Finnland und Estland hat die finnische Regierung am Dienstag kurzfristig eine Pressekonferenz einberufen.

Unbestätigten finnischen Medienberichten zufolge soll es dabei um ein mögliches Leck gehen. Nach Informationen des Rundfunksenders Yle soll es sich nicht um einen Unfall handeln. Die Zeitung Iltalehti berichtet gar, Regierung und Militär vermuteten, dass Russland die Leitung angegriffen habe.

Von Regierungsseite wurde zunächst nichts davon bestätigt. Die Betreibergesellschaften von Balticconnector, Gasgrid aus Finnland und Elering aus Estland, hatten am frühen Sonntagmorgen einen plötzlichen Druckabfall in der Pipeline bemerkt. Der Gastransport zwischen den beiden EU-Ländern wurde daraufhin eingestellt.

Balticconnector ist seit 2020 in Betrieb

Die Betreiber kündigten Untersuchungen an. Berichten zufolge wurden bei den Ermittlungen auch das Militär und der Geheimdienst hinzugezogen. "Aufgrund des ungewöhnlichen Druckabfalls liegt die begründete Vermutung nahe, dass die Ursache des Vorfalls eine Beschädigung der Offshore-Gas-Pipeline und ein daraus resultierendes Leck waren", teilte Gasgrid mit. Das Gasleck sei durch die Isolierung des Teilabschnitts gestoppt worden.

Präsident Sauli Niinistö erklärte am Nachmittag, es sei wahrscheinlich, dass die Beschädigung sowohl der Gasleitung als auch eines Kommunikationskabels auf äußere Einwirkungen zurückzuführen sei - die Ursache sei aber noch unklar.

Balticconnector war Anfang 2020 in Betrieb genommen worden. Die etwa 150 Kilometer lange Pipeline verläuft vom finnischen Inkoo über den Finnischen Meerbusen bis ins estnische Paldiski, der betroffene Offshore-Abschnitt im Meer ist gut 77 Kilometer lang. Sie ist deutlich kürzer als die Gasleitungen Nord Stream 1 und 2, die vor rund einem Jahr bei Sabotageakten in der Nähe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm schwer beschädigt wurden. Wer hinter den Nord-Stream-Anschlägen steckt, ist bis heute unklar.

Die Preise am europäischen Erdgasmarkt stiegen kräftig an. Am Dienstag kostete der richtungweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat an der Börse in Amsterdam bis zu 49,80 Euro je Megawattstunde. Das waren etwa 13 Prozent mehr als am Tag zuvor. Schon am Montag hatte der Erdgaspreis nach den Meldungen aus Finnland deutlich zugelegt. Am Dienstag wurden die Preise zusätzlich getrieben: Israel wies den Energiekonzern Chevron anwies, ein großes Gasfeld im Mittelmeer zeitweise stillzulegen. Hintergrund sind Sicherheitsbedenken aufgrund der andauernden Kämpfe zwischen Israel und der islamistischen Hamas.

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