Feindschaft: Bartsch vs. Lafontaine:"Ich verbitte mir das"

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Der Streit bei der Linken geht weiter: Noch-Bundesgeschäftsführer Bartsch antwortet auf ein Interview mit Noch-Parteichef Lafontaine. Kurz aber deutlich.

Daniel Brössler

Dietmar Bartsch hat bereits über Hartz IV gesprochen und über den verhinderten Nazi-Aufmarsch in Dresden, nun will er noch eine "kurze Anmerkung" machen zu einem Interview mit Oskar Lafontaine, das in der Wochenend-Ausgabe des Neuen Deutschland erschienen ist.

Die Feindschaft zwischen Oskar Lafontaine (r.) und Dietmar Bartsch ist gut dokumentiert. (Foto: Foto: Reuters)

Die Anmerkung ist wirklich kurz: "Ich will dazu sagen, dass die Vorwürfe, die er dort äußert, nicht zutreffen. Ich verbitte mir das auch." Der Vorgang ist insofern bemerkenswert, als Bartsch immer noch Bundesgeschäftsführer der Linkspartei ist und Lafontaine deren Vorsitzender.

In einem ausführlichen Interview mit dem Hausblatt der Linken hatte Lafontaine das Verhalten Bartschs, kurz zusammengefasst, als "niederträchtig" bezeichnet.

Das ist an sich nicht neu, weil die Feindschaft zwischen Lafontaine und Bartsch gut dokumentiert ist und bereits dazu geführt hat, dass Bartsch erzwungenermaßen beim Parteitag im Mai aus dem Amt des Geschäftsführers ausscheiden wird.

Bedeutsam sind die freimütigen Worte Lafontaines, der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als Vorsitzender kandidieren wird, dennoch. Ursprünglich nämlich hatte der Saarländer dem Impuls, Bartsch öffentlich herunterzuputzen, widerstanden.

Bei der mittlerweile berüchtigten Klausurtagung am 11. Januar war Lafontaine selbst nicht anwesend. Den Frontalangriff auf Bartsch übernahmen seinerzeit der Chef der Bundestagsfraktion, Gregor Gysi, und auch Vize-Parteichef Klaus Ernst, der mittlerweile zum Nachfolger Lafontaines bestimmt ist. Illoyalität gegenüber dem Parteichef, lautete damals das Urteil.

Als Lafontaine dann Ende Januar seinen Rückzug verkündete, sagte er zum Fall Bartsch nur, er habe den Worten Gysis und Ernsts nichts hinzuzufügen.

Diese Meinung zumindest hat Lafontaine gründlich revidiert. 54 Zeitungszeilen lang ist seine Antwort auf die Frage, ob er Dietmar Bartsch Illoyalität vorwerfe. Der Geschäftsführer habe drei Grundregeln für den politischen Erfolg einer Partei verletzt, führt er aus. So habe er erstens den Genossen in Nordrhein-Westfalen mit öffentlich geäußerter Kritik den Wahlkampf erschwert.

Zweitens habe er als "Stichwortgeber für gegen die Linken gerichteten Kampagnenjournalismus" agiert und sei drittens dem Parteivorsitzenden "in den Rücken gefallen".

So macht der Saarländer Bartsch verantwortlich für einen Artikel im Spiegel, in dem Lafontaine wegen des Rückzugs vom Fraktionsvorsitz "Wählertäuschung" vorgeworfen wird. "Um weiteren Vorwürfen und Verdächtigungen vorzubeugen, war ich gezwungen, meine Krebserkrankung öffentlich zu machen", klagt Lafontaine an.

Das wirft freilich die Frage auf, ob Lafontaine seinen Rückzug vom Parteivorsitz ohne Bartschs angebliche Illoyalität verkündet hätte, ohne dabei auch auf seine Krankheit hinzuweisen.

Bartsch verkneift sich die Frage. Lafontaine habe gefordert, dass Kritik an Personen in der Partei nicht öffentlich vorgetragen werde. "Ich will das so halten", sagt er.

© SZ vom 16.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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